Heute Abend findet um 19 Uhr im Foyer des Gymnasiums am Moltkeplatz das 40. Moltke-Forum statt. Zu Gast ist Professor Dr. Hans Ulrich Gumbrecht von der Stanford University Kalifornien mit dem Thema "Ästhetik des Alltags". Im Anschluss an den Vortrag ist das Publikum eingeladen, zusammen mit den Veranstaltern "Zehn Jahre Moltke-Forum" zu feiern. RP-Mitarbeiterin Nora Marie Zaremba nahm das Jubiläum zum Anlass, mit dem Gründer des Moltke-Forums, Wolfgang van Randenborgh, Deutschlehrer am "Moltke", die Geschichte des Forums und seine Hintergründe näher zu beleuchten.
Welche Idee steckt hinter dem Moltke-Forum?
Randenborgh: Mein Ziel ist und bleibt es, die Schule für Themen zu öffnen, die im Unterricht kaum oder gar nicht behandelt werden. Wo sonst haben Schüler die Möglichkeit, sich Expertenvorträge anzuhören und dem Referenten im Anschluss an seinen Vortrag Fragen zu stellen? Seitdem das Forum nicht mehr in der Aula der Schule, sondern im Foyer stattfindet, ist die Hemmschwelle der Schüler, Fragen zu stellen, gesunken. Die Nähe zum Referenten ist entscheidend. Manche Referenten melden sich nach ihrem Auftritt noch und loben diese familiäre Atmosphäre des Forums und das Interesse der Schüler.
Können Sie sich noch an das erste Moltke-Forum erinnern?
Randenborgh: Das erste Moltke-Forum fand vor zehn Jahren, am 5. Dezember 1995, statt. Zu Gast war Professor Bassamtibi von der Universität Göttingen, der über das Thema "Der Islam als Herausforderung" referierte. Da die Reaktionen des Publikums und auch die des Referenten durchweg positiv waren, wollte ich das Moltke-Forum als feste Veranstaltung einführen.
Wo holen Sie sich Anregungen für mögliche Referenten und Themen?
Randenborgh: Ich lese viele Zeitungsartikel, interessante und aktuelle Themen stehen immer im Vordergrund. Wenn ich ein Thema für geeignet halte, schreibe ich die Zeitung an, die meine Einladung an den Verfasser weiterleitet. Danach beginnen die Verhandlungen. Da mir nur ein begrenzter finanzieller Rahmen zur Verfügung steht, muss ich schon an den "Idealismus" des Referenten appellieren. Die Referenten des Moltke-Forums kommen nicht wegen des Honorars, sondern wegen der Schüler, auf deren Reaktionen und Fragen sie sehr gespannt sind.
Welche Probleme traten in den vergangenen zehn Jahren auf?
Randenborgh: Es gibt zwar einen Kreis von Schülern, Eltern und Interessierten, der bei jedem Moltke-Fo-rum anwesend ist, doch wünsche ich mir manchmal mehr Feedback, vor allem von denjenigen, die das Moltke-Forum und mich loben, aber leider bei Vorträgen nicht erscheinen. Überleben können wird das Moltke-Forum nur, wenn ein breiteres Publikum erscheint.
In jeder Veranstaltung steckt be-stimmt eine Menge Arbeit Ihrerseits, nicht wahr?
Randenborgh: Das kann man laut sagen. Doch die guten Erfahrungen, die Begegnungen und privaten Gespräche mit all den interessanten Menschen der letzten zehn Jahre entschädigen mich für den großen Arbeitsaufwand, der in jedem Vortrag steckt. Enttäuscht bin ich nur, wenn mögliche Referenten auf meine Einladung nicht reagieren oder die Resonanz gering ist.
Wer war Ihr aufregendster Gast?
Randenborgh: Der Vortrag des Altbundespräsidenten Richard von Weizsäcker war sicher ein Highlight, auch wenn jeder Referent bei mir ein gewisses Lampenfieber auslöst. Aber einen Weltpolitiker persönlich zu erleben, ist schon eine nachhaltige Erfahrung. Besonders aufregend war auch der Besuch des ehemaligen stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralrates der Juden, Michel Friedmann, aber dies eher aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen, die unternommen werden mussten, und der Wellen, die dieser Besuch geschlagen hat.
Angenommen, Sie dürften einen Referenten Ihrer Wahl einladen, wer wäre Ihr Favorit?
Randenborgh: Als Politiker wünschte ich mir Helmut Schmidt, als Literat Günther Grass und als Musiker zur Abwechslung vielleicht Campino von den Toten Hosen (lächelt). Aber die liegen leider alle außerhalb der finanziellen Möglichkeiten.
Welche Wünsche haben Sie für die Zukunft des Moltke-Forums?
Randenborgh: Ich möchte es gerne bis zum 50sten Moltke-Forum in drei Jahren schaffen. Ob es ein Moltke-Forum nach mir geben wird, steht noch in den Sternen. Neben den finanziellen Engpässen müsste mein Nachfolger das Forum mit dem gleichen Engagement betreiben.
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