Jan Philipp Reemtsma spricht im Moltke-Gymnasium über Vertrauen und den Schutz des Staates.
Erst in der Moderne wird Gewalt gegen Menschen im Grundsatz abgelehnt. Und das Vertrauen der Menschen in sich und in die Zukunft ist auch erst in der Moderne gewachsen.
„Kultur, wie sie in Deutschland Tradition hat, schützt vor nichts.“
Eingangs räumte Reemtsma mit dem Vorurteil auf, exzessive Gewalt werde von pathologischen Sadisten verübt. „So viele gibt es gar nicht davon“, meinte er und fügte hinzu: „Das waren überwiegend ganz normale Menschen, ob wir das wollen oder nicht.“
Er bezog sich vor allem auf Gewalt, wie sie bei den Römern, in der Französischen Revolution und vor allem im 20. Jahrhundert ausgeübt wurde. „Kultur, wie sie in Deutschland Tradition hat, schützt vor nichts.“
Nur das ständige Bemühen und die Angst vor einem erneuten Ausbruch von Gewalt könne Gewalt eindämmen. Erst in der neueren Geschichte werde Gewalt als abzuschaffen angesehen. Immerhin sei das Gewaltmonopol des Staates allgemeiner Konsens.
Jan Philipp Reemtsma wurde selbst Opfer von Gewalt: 1996 wurde er entführt und 33 Tage lang gefangen gehalten. Dann ließen ihn die Entführer gegen ein Lösegeld von 30 Millionen Mark frei. Heute ist er Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Hamburg und Vorstand der Arno-Schmidt-Stiftung.
„Wir alle setzen trotz Enttäuschungen darauf, dass der Alltag weitergeht.“
Vor den Schülern und Freunden des Moltke-Gymnasiums analysierte Reemtsma neben der Beschreibung von Gewalt, was Vertrauen in die Moderne heißt:
Die Menschen hätten heute ein erstaunliches Vertrauen in Personen und in das gesellschaftliche System: „Wir alle setzen trotz Enttäuschungen darauf, dass der Alltag weiter geht.“
Mit diesen Aussagen hat der Germanist und Philosoph Jan Philipp Reemtsma (56) seine Zuhörer in Krefeld konfrontiert. Beim 52. Moltke-Forum erläuterte der Philosoph, wie Gewalt und Vertrauen zusammenhängen.
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