Bernhard Bueb war 30 Jahre der Leiter der Internatsschule Schloss Salem. Sein Buch "Lob der Disziplin" löste bundesweit kontroverse Reaktionen aus. Darin erläutert Bueb seinen Weg zurück zu mehr Disziplin in der Erziehung. Beim 44. Moltke-Forum sprach er über "Charakterbildung in unmoralischer Zeit".
Grenzenloser Materialismus, Geldgier, Gewalt, Sexualität, Korruption - so erleben, laut Bueb, Jugendliche die Welt. Religionen oder Ideologien, die als Gegengewicht auf die Jugendlichen einwirken, existieren nicht mehr. "Ich-alles-sofort" sei ihre Maxime. Sie lebten wie zu Zeiten der Pest im Mittelalter nur noch für den Tag. "Die Jugendlichen sind heute Ich-bezogen bis zum Narzissmus", urteilt Bueb.
Über ihre Zukunft zeichnet er ein düsteres Bild: Eine Sinnentleerung ihres Daseins, Auflösung der menschlichen Bindungen, der Materialismus als letzte sinngebende Instanz. Gegen die negativen Reize müsse ihr Selbstwertgefühl gestärkt werden. Das Ziel der Pädagogik sei die Stärkung ihrer Persönlichkeit. Doch Eltern und Lehrer seien immer weniger bereit zu erziehen. Sie fürchten die Kritik.
An die Jugendlichen müsse ein neuer Glücksbegriff vermittelt werden. Bueb führte Beispiele an, wie man im Salemer Internat solch ein Glücksgefühl wecke. Unter anderem verpflichten sich die Schüler ab der 10. Klasse zu einem Sozialdienst. "So erfahren sie, dass helfen Freude machen kann." Den jungen Menschen Verantwortung zu übertragen und den Abenteuer-Gedanken auszuleben seien weitere Punkte. "Wir schicken sie in die Wildnis." Je höher die Entbehrungen dabei sind, desto größer sei das Glücksgefühl. "Sie haben das Glück der Anstrengung erlebt."
Das Bueb-System funktioniere jedoch nur, wenn die Lehrer als Dreh- und Angelpunkt mitziehen. "Die Lehrer müssen bereit sein, auch Erzieher zu werden." Disziplin ohne Strafen funktioniere nicht. "Besonders schwer fällt es Eltern und Lehrern, Disziplin einzufordern." Die Disziplin sei das ungeliebte Kind der Pädagogik. Wobei der Begriff erst einmal neutral zu bewerten sei. Sie bekomme ihren Wert durch den Zweck, dem sie dient.
"In Salem haben wir nie aufgehört, von Strafen zu sprechen." Diese müssten jedoch Kriterien erfülle: Sie müssen allen bekannt, verhältnismäßig sein, und sie werden schnell verhängt. "Wenn sie abgedient ist, muss sie vergessen werden." So wurde vor zehn Jahren die Urinprobe per Losverfahren im Internat eingeführt. Zufällig werden Schüler bestimmt. Wer mit einem Drogennachweis im Urin erwischt wird, fliegt direkt von der Schule. Lehrer setzen zudem Alcotestgeräte ein, um festzustellen, ob ihre Schüler getrunken haben.
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