Interview Wolfgang van Randenborgh, Lehrer am Gymnasium am Moltkeplatz, hat seit 1994 60 Redner beim Moltke-Forum begrüßt. Im Interview spricht er über Sinn und Höhepunkte der Veranstaltung.
Herr van Randenborgh, 60 Abende Moltke-Forum. Diesmal lautet das Thema "Europäische Währungsunion". Mal ehrlich: Lassen sich Schüler für so ein Thema begeistern?
Wolfgang van Randenborgh Das ist natürlich eine schwierige Gratwanderung, es ist meist so, dass die Referenten, die ich anschreibe, Themenvorschläge machen. Nicht alle Themen sprechen Schüler direkt an. Ich sage meinen Schülern jedoch immer, dass sie von jedem Moltke-Forum lernen können. Beim aktuellen Thema habe ich ihnen erklärt: ,Wir können nicht ohne Geld leben, und der Euro ist unsere Währung.' Mal sehen, wie viele Schüler kommen.
Wie viel Prozent der Gäste des Forums sind denn Schüler?
van Randenborgh Ich würde sagen, dass sie einen Anteil von 50 Prozent ausmachen. Wir müssen viel mündliche Werbung für die Veranstaltung leisten, die Themen sind nicht immer im Horizont eines Schülers.
Wie kommen Sie an die Referenten?
van Randenborgh Indem ich sie anschreibe. Das geschieht meist in den Sommerferien, eine ganze Woche dauert das – Minimum.
Wie finanzieren Sie das Moltke-Forum?
van Randenborgh Wir haben keinen Sponsor, von daher läuft alles über die Einnahmen. Ich ersetze den Referenten auf jeden Fall die Spesen. Wenn die Frage aufs Honorar kommt, drücke ich meist auf die Tränendrüse. Das Honorar, das sie dann erhalten, ist meist sehr moderat. Viele Referenten kommen primär, weil sie unsere Aktivitäten löblich finden, so war es zum Beispiel auch bei Richard von Weizsäcker.
Berühmte Leute wie den Bundespräsidenten um einen Vortrag bitten, da muss man ganz schön mutig sein.
van Randenborgh Beim Besuch von Richard von Weizsäcker gab es vorher große Probleme. Wegen des Brandes im Düsseldorfer Flughafen gab es plötzlich NRW-weit größere Sicherheitsauflagen, wir durften das Forum nicht mehr in der Aula abhalten und sind ins Foyer gewandert. Mittlerweile muss ich feststellen, ich will da nicht mehr weg. Für den Regelfall reicht es. Das Foyer bietet im wohlverstandenen Sinne Intimität, selbst bei nur 50 bis 70 Besuchern wirkt es voll, und die Diskussionsbereitschaft steigt bei dieser Sitzkonstellation. Wir machen ja in der Regel erst einen Vortrag, dann eine Diskussion.
Welche Themen funktionieren Ihrer Erfahrung nach am besten?
van Randenborgh Bei den Schülern läuft es meist über den Bekanntheitsgrad der Referenten. Wenn Richard von Weizsäcker oder Paul Kirchhof kommen, dann lockt das auch die Schüler auch ohne Themenbezug.
Ihre Lieblingsgäste?
van Randenborgh Richard von Weizsäcker war großartig, der Mann hat eine unglaubliche Aura. Der betritt einen Raum und alles ist still. Er beherrscht die Redekunst perfekt. Gut war auch Hans Ulrich Gumbrecht von der Stanford University, bei ihm faszinierte mich die Art der Lebendigkeit beim Vortrag "Die Ästhetik des Alltags". Der begann seinen Vortrag damit, dass er vom japanischen Toilettenpapier berichtete, da muss man erst mal drauf kommen. Sehr habe ich mich auch darüber gefreut, dass der frühere EKD-Präsident Wolfgang Huber zugesagt hat.
Was war die tragischste Absage?
van Randenborgh Ach, da habe ich mit mittlerweile ein dickes Fell zugelegt. Die Eingeladenen finden dann immer eine Begründung, die mich nicht persönlich trifft. Von allen Einladungen die ich rausschicke, werden 40 Prozent positiv beantwortet, eine gute Quote, finde ich.
Sie laden viele Wissenschaftler ein, manchmal auch Politiker oder Journalisten. Es fällt auf, dass sie auf politische Zugehörigkeiten nicht primär achten, bei Ihnen spricht die TAZ-Chefredakteurin genauso wie der CDU-Mann.
van Randenborgh Das macht den Reiz der Reihe aus, ich verspreche mir von den Forum auch, neue Sichtweisen kennenzulernen.
Ihr Wunschgast, ohne Rücksicht darauf, ob die Person zusagen würde?
van Randenborgh Wenn ich wählen könnte; Bill Clinton wäre nicht schlecht, das ist ein interessanter Mann. Gerne würde ich auch den Bundestagspräsidenten Norbert Lammert einmal begrüßen, das wäre einer, der erscheint mir immer so, als wäre er kein rein parteipolitisches Organ.
Sebastian Peters führte das Interview.
Ähnliche Inhalte
- | News
- | News
- | News
- | News
- | News