Zum ersten Mal seit seiner Gründung fand am 30.09.2013 ein Moltke-Forum ohne seinen Initiator und unermüdlichen Betreuer statt. Herr van Randenborgh musste den Folgen einer Erkrankung Tribut zollen und konnte dem Abend nicht wie gewohnt seine persönliche Note geben. Die Gäste des Abends ließen ihn grüßen und wünschten gute Genesung.
Beim 72. Moltke-Forum am Montag, dem 30.09.2013, referierte der Wirtschaftswissenschaftler Prof. Dr. Axel Ockenfels (Universität Köln) das Thema „Spiele spielen“. Ockenfels wurde durch seine Forschungen im Bereich der Spieltheorie und deren Einfluss auf ökonomische Prozesse bekannt und gilt als einer der führenden Vertreter der Volkswirtschaftslehre. In seinem durch eine Powerpoint-Präsentation unterstützten Vortrag bot er dem faszinierten Publikum sofort an, Fragen zu stellen. In kleinen Rätseln richtete er sich an die Zuhörer, provozierte humorig und führte so das schmunzelnde Publikum zu hoher Aufmerksamkeit, um z.B. die Strategien von Telekom und Mannesmann bei der Auktion der UMTS-Frequenzen zu verstehen. Die Verhandlungspartner dieser Unternehmen, so Ockenfels, saßen voneinander abgeschirmt in einem Hotel und konnten nur über ihre Kaufangebote kommunizieren. Mannesmann bot als erster Bieter für fünf der zehn angebotenen Frequenzbahnen eine kleinere Summe (je im siebenstelligen Bereich!) und für die anderen fünf Bahnen einen höheren Betrag. Damit teilten die Verhandlungspartner der Telekom mit, dass man eine Teilung des Frequenzbahnenpakets wünsche. Die Telekom erkannte das Angebotsverhalten und ohne ein gesprochenes oder geschriebenes Wort teilten die beiden Konkurrenten die UMTS-Bahnen einvernehmlich in zwei gleiche Anteile. Ein finanziell ruinöses gegenseitiges Überbieten wurde vermieden. Prof. Ockenfels, der nicht nur Berater des Bundesministeriums für Wirtschaft ist, sondern auch den Konzern Ebay berät, trug weitere Beispiele vor, wie die Spieltheorie immer mehr Einfluss auf die Entscheidungen großer Konzerne nimmt. Sogar Nobelpreise wurden für Spieltheoretiker vergeben: 1994 an John Forbes Nash Jr. und Reinhard Selten, 1996 an William Vickrey, 2005 an Robert Aumann und Thomas Schelling und 2012 an Alvin Roth und Lloyd S. Shapley. Krönender Abschluss seiner Präsentation war eine Filmsequenz, die das renitente Verhalten eines eifersüchtigen Schimpansen zeigte, dem im Gegensatz zu seinem Artgenossen keine Trauben, sondern lediglich Gurkenstücke gereicht wurden. Prof. Ockenfels dazu: Fairness zahlt sich aus; auch in der Weltwirtschaft. Mit lang anhaltendem Beifall wurde Herr Prof. Ockenfels verabschiedet.
Rolf Neumann
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