Am Donnerstag, dem 9. Oktober 2003, referierte Prof. Dr. Max Kaase, Gründungsmitglied der "International University Bremen", das Thema ‚Private Hochschulen - ein Weg aus der Bildungsmisere in Deutschland?'. Prof. Dr. Kaase erwarb sich hohes Ansehen unter Fachkollegen durch die Gründung der ‚Forschungsgruppe Wahlen' in den 70iger Jahren, die noch heute in den Wahlsondersendungen des ZDF Prognosen und Hochrechnungen erstellt.

In der von ihm mitbegründeten Privaten Universität werden neben den Sozialwissenschaften auch Geistes-, Natur- und Ingenieurwissenschaften gelehrt und erforscht. Die Zulassung zum Studium erfolgt nach Bewerbungsgesprächen und Eingangstests. Die Studiengebühren von 15.000.- € pro Jahr können durch Darlehen oder Stipendien aufgefangen werden. Auch die Zahl der Unterkünfte auf dem eigenen Campus beschränkt die Zahl der Studenten auf 600. Nach drei Jahren soll jeder Studierende den Abschluss eines Bachelors (BA) erreicht haben. Da in den ersten drei Jahren des Bestehens der International University Bremen schwerpunktmäßig im Ausland geworben wurde, arbeiten - ganz im Sinne der Idee dieser Hochschule - etwa 80 % ausländische Studenten in den Seminaren und Labors.

Die Bedeutung der Privathochschulen in Deutschland sieht Prof. Dr. Kaase unterschiedlich. Während nur seiner Universität (neben einer weiteren Hochschule in Süddeutschland) die begehrte Akkreditierung durch den Wissenschaftsrat der Bundesrepublik Deutschland ausgesprochen wurde, lehren einige sehr angesehene, spezialisierte Privathochschulen (z.B. in Vallendar und Hamburg) ohne diese staatliche Anerkennung. Diese hängt nicht nur von der Qualität der Abschlüsse, sondern auch von einer gewissen Breite des Fachangebotes ab.

Prof. Dr. Kaase bemängelte sehr deutlich die Schwäche der deutschen Bildungspolitik auch der Vorgängerregierung. Er hob hervor, dass für Sozialleistungen ein Drittel des gesamten Bundesetats ausgegeben wird, für Bildung aber nur ein winziger Anteil. Zudem habe erst das Ergebnis der PISA-Studie eine Diskussion in die Öffentlichkeit geführt, die von Fachleuten schon lange gefordert wurde. Zu den Schwächen des Bildungssystems zählt Prof. Dr. Kaase ausdrücklich die öffentlichen Gesamtschulen. Er begrüßt den Gedanken einer Ausbildung von besonders begabten Schülern in kleinen Hochschulen, wies auf eine Nachfrage andererseits darauf hin, dass eine von den sog. 68igern geforderte und dann auch politisch durchgesetzte Förderung sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen notwendig war. Dieses habe zu einer Ablehnung des Elite-Gedankens in großen Teilen der Bevölkerung und gerade bei einer Mehrheit der Politiker geführt.

In seinem Fazit wies er darauf hin, wie schwierig es für öffentliche Universitäten sei, außer durch den Numerus Clausus eine Qualifikation von riesigen Studentenzahlen zu erfragen und deren Ausbildung in Kleingruppen zu bezahlen. Andererseits könne er für seine International University noch nicht sagen, ob der Abschluss eines BA von den deutschen Unternehmen anerkannt werden. Er habe gute Hoffnung, dass eine Konkurrenz zwischen den Hochschulen kreative Elemente freisetzt.