Wie entscheidend ein sicheres Auftreten, Wortgewandtheit und sachliche Argumente in einer Debatte sind, zeigten vier Oberstufenschülerinnen am Donnerstag, den 16.12.2021. Im Rahmen ihres Rhetorikkurses nahmen sie an dem von der Rheinischen Post ausgeschriebenen Wettbewerb #mitreden teil. Gymnasien und Gesamtschulen aus dem niederrheinischen Gebiet konnten sich mit einer kurzen Begründung digital anmelden, nur acht wurden ausgewählt, um an der Veranstaltung teilzunehmen. In der ersten, schulinternen Runde sollten die Schülerinnen und Schüler sich in zwei Teams aufteilen und nach ausgemachten Regeln miteinander über eine zuvor festgelegte Frage debattieren. Dabei geht es darum, dass junge Menschen, die besonders stark von Entscheidungen der Politik betroffen sind, ihre Meinungen und Ideen zu aktuellen Themen vorbringen und ihre Worte gehört werden.

Unter der Anleitung von Frau Lemke und Herrn Birkenbach hatten sich Schülerinnen und Schüler der Q1 zuvor intensiv mit Rhetorik auseinandergesetzt. Dafür analysierten sie Reden, übten Gedichtvorträge und freies Sprechen. Sie hätten den Projektkurs ins Leben gerufen, um den Schülerinnen und Schülern beizubringen, sich zu präsentieren, vernünftig zu streiten und damit auch die Demokratiebildung weiter zu fördern, so Frau Lemke. „Ich finde, dass Rhetorik auch in Zukunft weiterhilft”, meint auch eine der Schülerinnen. Das Fach sei eine gute Abwechslung zum gewöhnlichen Unterricht und bringe dazu noch viel Spaß, da sie auch häufig über interessante Fragen diskutierten. Um das Gelernte anzuwenden, organisierten Frau Lemke und Herr Birkenbach die Veranstaltung an unserer Schule. Danach bereiteten sich also vier ausgewählte Schülerinnen auf ihren ersten Wettbewerb vor.

Das Thema des Tages: „Sollten öffentliche Plätze videoüberwacht werden?“

Zu der Veranstaltung kamen nicht nur Vertreterinnen und Vertreter der Rheinischen Post, sondern auch zwei Polizeibeamte der Stadt Krefeld. Ebenfalls anwesend waren einige Lehrerinnen und Lehrer unserer Schule sowie interessierte Schülerinnen und Schüler der neunten Klasse. Alle Anwesenden erhielten vorab einen Stimmzettel, um später über den Ausgang der Debatte zu entscheiden. Mit einem Kreuz konnte das überzeugendere Team, mit dem anderen die eigene Meinung gewählt werden. Nachdem den Gästen für ihr Kommen gedankt worden war, klärte der Polizeioberkommissar Bünyamin Reis über die rechtliche Grundlage zur Videoüberwachung auf, welche nur eingeschränkt und unter besonderen Voraussetzungen erlaubt sind.

Im Voraus hatten sich die vier Schülerinnen in zwei Gruppen eingeteilt. Sarah Franßen und Amelie Bastian vertraten die Pro-Seite, Aliena Krull und Isabelle Harms Contra. Wochenlang hatten sie zu ihrem Standpunkt Recherche betrieben und die Chance gehabt, informative Argumente und Belege für ihre Debatte zu finden.

 Nach einem kurzen Statement beider Seiten, in dem sie ihre Standpunkte klar darlegten, konnten die Teilnehmerinnen sich unter Beweis stellen und der Jury sowie dem Publikum ihr erarbeitetes Material auf überzeugende Weise präsentieren. Dafür hatten sie genau 25 Minuten Zeit.

Zunächst begann die Pro-Seite ihren Standpunkt mit zentralen Argumenten, wie der Aufklärung und besseren Verfolgung von Straftaten, zu begründen. Zudem erläuterten sie, welches Ziel sie mit der Videoüberwachung verfolgen und erreichen möchten. Das Sicherheitsgefühl auf dem Theaterplatz sei gesunken und die Aufnahmen der Videokameras sollen den Drogen- und Alkoholhandel verringern beziehungsweise eine effektivere Kontrolle ermöglichen, erklärten Amelie Bastian und Sarah Franßen der Pro-Seite. Daraufhin befand die Contra-Seite, dass sich Zivilistinnen und Zivilisten durch Kameras eher beobachtet als geschützt fühlen würden und Informationen missbraucht werden könnten. Zusätzlich sprachen sie vor allem die Verlagerung des Problems an.

Es wurden zwar viele Argumente genannt und entkräftet, aber ein Kompromiss zwischen beiden Seiten wurde nicht gefunden. Somit blieben Pro und Contra bei ihrem Standpunkt und die endgültige Entscheidung lag beim Publikum, denn nach der Debatte sollten die Zuschauerinnen und Zuschauer über das Siegerinnenteam abstimmen. Mit einer deutlichen Mehrheit stimmten sie für eine Videoüberwachung an öffentlichen Plätzen, jedoch war ein Großteil der Meinung, dass die Gegenseite mit Isabelle Harms und Aliena Krull als Siegerinnenteam aus dem Wettbewerb hervorgehen sollte.

Die Jury, bestehend aus Herrn Dr. Kessler, Lilli Stegner von der RP und Andrea Dimitrova von dem Chemieunternehmen Evonik, welches den Wettbewerb sponsort, erklärte daraufhin Isabelle und Aliena zu den beiden Siegerinnen der Schulrunde. Neben Lob gab es von Seiten der Expertinnen und Experten allerdings auch Kritik. So gaben sie den Schülerinnen auf den Weg, mehr auf Gestik, Mimik und Leidenschaft für das Thema zu achten. Jedoch betonte RP-Politikchef Dr. Martin Kessler auch die „reife Leistung“ der beiden Teams sowie die „sachliche Tiefe“ in der Debatte. Er sei beeindruckt gewesen. Wie sehr die Jury wirklich begeistert war, wird sich noch zeigen. Nur vier der acht Schulen, die momentan über umstrittene Themen und Probleme debattieren, werden ins Finale kommen.

Die Teilnehmerinnen hatten viel Spaß und würden jederzeit wieder an einer solchen Veranstaltung teilnehmen. Durch den Wettbewerb hätten sie viele neue Erfahrungen gesammelt; es habe sich wirklich gelohnt, so die vier Oberstufenschülerinnen nach der Debatte. Trotz der anfänglichen Aufregung können sie stolz auf sich sein.

„Man konnte eine Stecknadel fallen hören, so spannend war es“, sagte Herr Dr. Kessler am Ende und dankte den Debattierenden sowie dem Publikum herzlich.

Wir wünschen den Siegerinnen viel Glück, auf dass sie unsere Schule beim Finale würdig vertreten werden.

Matthias Trinh (9a), Lucia Rücker und Melike Aksu (8a)