Vor 60 Jahren machten sie ihr Abitur am Moltke-Gymnasium. Jetzt trafen sich Fritz Baumeister, Horst Schürmann, Helmut Viola und Karl-Heinz Wäscher wieder, um den Ehrentag zu feiern. Auch der heutige Direktor des Moltke-Gymnasiums kam und hatte eine Überraschung im Gepäck.
"Nein, heute möchte ich auf keinen Fall Schüler sein", sagt Helmut Viola: "Die Schüler haben heute zu viel Stress." Der Rentner gehört zu den zehn Schülern, die vor 60 Jahren ihr Abitur am Moltke-Gymnasium ablegten. Damals, im März des Gründungsjahres der Bundesrepublik Deutschland, fand die erste reguläre Abiturprüfung nach dem Zweiten Weltkrieg statt. Vier der Moltke-Abiturienten leben noch in Krefeld, Richter am Oberlandesgericht a.D. Fritz Baumeister, Mineraloge Dr. Horst Schürmann, Kaufmann Helmut Viola und Oberstaatsanwalt a.D. Dr. Karl-Heinz Wäscher. Vor wenigen Tagen trafen sich die Krefelder anlässlich ihres 60. Jahrestags des Abiturs im "Hexagon".
Zu den vier Ex-Schülern gesellte sich auch ein Mann, der heute am Moltke lehrt: Oberstudiendirektor Rolf Neumann. Er überraschte die vier mit einer Kopie ihrer Abiturarbeiten im Fach Deutsch. "Wer schaffen will, muss fröhlich sein", war ein Thema, das andere ein Goethe Zitat: "Es gibt keine patriotische Kunst und keine patriotische Wissenschaft, beide gehören wie alles hohe Gut der ganzen Welt." Die vier Ex-Schüler erinnerten sich noch daran und an viele andere Begebenheiten ihrer Schulzeit.
Karl-Heinz Wäscher hat an das Abitur keine guten Erinnerungen. "Wir waren um acht Uhr morgens da und mussten dann bis 9.30 Uhr warten. Es hieß, weil ein Schüler eine Bemerkung gemacht hatte, er müsse noch für ein bestimmtes Fach lernen. Die Lehrer dachten, wir wüßten, was abgefragt wird. Also haben sie schnell 8 Uhr und 9.30 Uhr schnell alle Fragen und Aufgaben umgeschrieben."
Was das Moltke damals ausmachte? "Es gab damals die klare Einteilung: Fichte für Naturwissenschaften, Arndt war altsprachlich und Moltke neusprachlich. Ich bin zum Moltke gegangen, weil wir damals in der Nähe wohnten", sagt Wäscher, der noch von einem weiteren lebenden Mitschüler weiß: "Außerdem lebt noch Herbert Brangs, zu dem wir einige Jahre keinen Kontakt hatten, aber durch einen Zufall in Südafrika mit ihm Mailkontakt bekamen", erzählt Karl-Heinz Wäscher.
Zwar sei die Schulzeit für Schüler heute schwieriger, doch auch damals habe es widrige Umstände gegeben. "Die Front war im Sommer 1944 in Aachen, es gab Tieffliegerangriffe und wir Schüler vom Moltke-Gymnasium mussten beim Schanzen helfen, also Gräben graben. Doch uns interessierte mehr, was im Osten geschah", erinnert sich Fritz Baumeister. Im Herbst 1945 begann wieder der Schulbetrieb. "Da es fast eineinhalb Jahre keinen richtigen Schulunterricht gegeben hatte, machten wir da weiter; wo wir 1943 aufgehört hatten", erinnert sich Karl-Heinz Wäscher. Besonders schlimm sei es im Winter gewesen. "Da hatten wir älteren Schüler auch dann Unterricht, wenn die Heizung ausgefallen war, wir saßen alle dick vermummt in den kalten Klassenräumen", erzählt Fritz Baumeister.
Karrieren
Alle vier Ex-Moltke-Schüler haben Karriere gemacht, Fritz Baumeister war später Richter im Prozess um den DDR-Spion Günter Guillaumein Düsseldorf. Beruflich hatten der Oberstaatsanwalt Dr. Karl-Heinz Wäscher und der Richter Fritz Baumeister nie miteinander zu tun. "Das wäre sicherlich interessant gewesen," sagt Karl-Heinz Wäscher schmunzelnd.