Am 6.6.2013 war der Hochschulprofessor für Öffentliches Recht an der Humboldt-Universität in Berlin, Herr Prof. Bernhard Schlink, Gast im 71. Moltke-Forum, und da in zwei Kursen der Stufe 10 sein Roman „Der Vorleser“ gelesen worden war, hatte man sich darauf verständigt, dass er aus diesem, seinem bekanntesten Werk, einige Stellen rezitieren würde, um daran anschließend in eine Diskussion einzusteigen. Und so las denn der 69-jährige Autor eingangs vier zentrale Passagen aus seinem Welt-Bestseller vor und tat dies in beeindruckend ruhig-einfühlsamer Art und Weise, so dass den anwesenden 150 Gästen noch einmal sehr sinnfällig die tiefgründig-hintergründige Beziehung zwischen dem Protagonisten Michael Berg und seiner um 20 Jahre älteren Geliebten, Hannah Schmitz, der KZ-Aufseherin, vor Augen trat. Zum eigentlich Interessanten wurde dann aber die anschließende Diskussion, an der sich erfreulicherweise auch die zahlenmäßig gut vertretenen SchülerInnen beteiligten. Hier machte der Autor noch einmal deutlich, dass es ihm darum gegangen sei, die Zwiegesichtigkeit des Menschen zwischen Monster u n d liebevollem Wesen aufzudecken. Mit seinem Werk habe er mitnichten - wie auch generell - das Interesse verfolgt, den Menschen zu bessern. Natürlich flössen in seine Bücher biographische Aspekte ein, welche genau, darüber wollte sich der Jurist aber nicht äußern. Auch machte er deutlich, dass er nie hätte Strafrichter sein wollen, denn Verstehen u n d Verurteilen, das gehe im Prinzip nicht. Zu seinem schriftstellerischen Vorgehen sagte er, dass er für ein neues Werk ca. fünf Jahre brauche, er zwar ein Grundkonzept habe, dass es aber grundsätzlich darauf ankomme, dass sich das zusammenfüge, was sich zusammenfügen lassen wolle. Das juristische Diktum des klar Formulierten habe ihm bei seiner Schriftsteller-Karriere unzweifelhaft geholfen, denn: Es gebe eben nur „eine Schönheit, die aus der Klarheit" komme, so Schlink zum Abschluss seiner Lesung. Mit einem sehr positiv gestimmten Beifall der Anwesenden endete das fünftletzte Forum.
Wolfgang van Randenborgh