„Sherezades Kinder“, so heißt das Buch der Deutsch-Iranerin Barbara Naziri. Der Titel ist eine Anspielung auf die Märchen aus „Tausend und einer Nacht“, doch ihre Kurzgeschichten gehen meistens schlecht aus. Darin geht es um Menschen im Iran, die auf die eine oder andere Weise mit den derzeitigen Protesten dort verbunden sind, manche hoffnungsvoll, andere grausam, manche erdacht, manche wahr. Mit dem Philosophiekurs der EF sprach die Autorin am Donnerstag, den 24.11.2022, über Menschenrechte, autoritäre Regime und die aktuelle Situation im Iran. Mit dabei waren auch Herr Birkenbach und Peter-Michael Friedrichs, unser Schulpate von Amnesty International.
Seit zehn Jahren darf Barbara Naziri nicht mehr in ihre zweite Heimat einreisen, das erzählt die Autorini gleich zu Beginn. Bei heißem Tee und Kekse beginnt sie, über die Lage im Iran zu sprechen, die wir uns in Deutschland nicht vorstellen können. Kinder werden erschossen, Mädchen vergewaltigt, die Bevölkerung und ihre Rechte gewaltsam von der Regierung unterdrückt. Darauf folgt „Der Tod und das Mädchen“ aus ihrem Buch, eine Geschichte über Unrecht und Gewalt in den Gefängnissen des Irans, aber auch über die Stärke der Protagonistin, die nicht nachgibt. Eine Geschichte, die den Kurs schockiert und sprachlos zurücklässt. Das Erschreckende daran: Sie ist wahr. Obwohl die Schülerinnen und Schüler sich bereits zuvor mit dem Thema beschäftigt haben, ist ihnen das Entsetzen deutlich anzumerken. Entsprechend langsam startet die Fragerunde an Naziri und Friedrichs. Woher die Unterdrückung der Frauen kommt und ob die Proteste Wirkung zeigen werden. Naziri nennt es eine Revolution. Alle stünden in Solidarität miteinander, Männer wie Frauen, Junge wie Alte, und gemeinsam könne man etwas erreichen. Dabei zeigt Naziri sich hoffnungsvoll auf einen guten Ausgang der Proteste. „Die iranischen Frauen sind stark”, betont sie. Genau aus diesem Grund habe das Regime Angst vor ihnen. „Die Menschen haben aber keine Angst mehr, weil sie nichts mehr zu verlieren haben“. Bei den Protesten ginge es dabei zum Beispiel nicht nur um das Kopftuch, welches nur ein Symbol der starken Unterdrückung sei. Es gehe um Meinungsfreiheit, um gleiche Rechte für Frauen und Männer. „Viele Rechte, die man hier als normal wahrnimmt, gibt es dort nicht!“, macht sie dem Kurs deutlich. Zum Schluss erzählt Frau Naziri, dass sie in einem Restaurant keine Lesung ihres Buches veranstalten durfte, da die Inhaberin, ebenfalls eine Iranerin, Angst vor möglichen Konsequenzen gehabt habe. „Der Arm der Mullahs reicht bis hier!“, warnt sie.
Laut Peter Michael Friedrichs von Amnesty International brauche man Unterstützung von der Außenwelt. „Das Weitermachen, das Aktivwerden, das ist das, was hilft“, animiert er den Kurs. Er wirbt für verschiedene Petitionen, mit denen von außen Einfluss genommen und Druck aufgebaut werden könne. Auch am Moltke bekennt man sich zu den Menschenrechten und unterstützt die Proteste der Menschen für ihre zustehenden Freiheiten. Denn nur wenn wir handeln und das Grauen nicht einfach nur beobachten, sondern uns einmischen, dann können „Sherazades Kinder“ wie in vielen Märchen ein Happy End finden.
Lucia Rücker (9a), Matthias Trinh (EF), Moltke-Redaktion