Jubiläum Vor 100 Jahren wurde das Schulgebäude eingeweiht. Die heutige Herausforderung: das Spannungsfeld zwischen altem Gemäuer und lebendigem Innenleben.
Claudia Kook - WZ - 27.05.2015

 

Eine Aula, die in zwei Klassenräume umgewandelt wird. Ein Schulpavillon auf dem Hof, damit für alle Kinder Platz ist. Eine Klasse, die in einer benachbarten Schule untergebracht werden muss. Das klingt nach den geburtsstarken Jahrgängen nicht allzulange zurückliegender Zeiten oder nach Platzproblemen von Gesamtschulen heute. Doch es war das Schuljahr 1909/1910 des damaligen Krefelder Realgymnasiums, das zeigte: Am Luisenplatz kann es nicht weitergehen. Die für 356 Kinder gebaute Schule hatte nicht genug Platz für mittlerweile 532 Schüler. Ein Neubau musste her. In diesem Jahr ist dieses Gebäude, das der Architekt August Biebricher damals für das Gelände am Moltkeplatz entwarf, 100 Jahre alt.

 

Heute ist es grau. Es ist ehrwürdig. Aber es ist immer noch mit viel Leben gefüllt. Das Gebäude im Hintergrund, davor lachende Kinder, mit Luftballons in den Händen, kunterbunt, die sie vor der historischen Kulisse in den Himmel steigen lassen: Das ist ein Schulfoto, das der aktuelle Schulleiter des Gymnasiums am Moltkeplatz, Udo Rademacher, und sein Stellvertreter, Thomas Zöllner, besonders mögen. Weil es für sie „symbolisch für das Leben und Lernen“ am Moltke ist.

 

Denn Oberstudiendirektor und Studiendirektor, beide seit Beginn des laufenden Schuljahrs an dieser Schule, eint das Empfinden für die Besonderheit des Baus. „Jedes Gebäude hat eine Atmosphäre, die auch prägt. Hier ist es die Spannung zwischen der Tradition und Geschichte und gleichzeitig der Lebendigkeit, die von den Kindern kommt“, sagt der 52-jährige Rademacher, „das macht den Reiz aus, hier zu arbeiten.“ Und sein „Vize“ (47) ergänzt: „Es ist eine Herausforderung, für die Kinder, die selbst in modernen Häusern leben, dieses Schulgebäude nicht zu autoritär wirkend und beispielsweise eine kindgerechte Gestaltung der Klassenräume zu haben.“ Es gehe darum, Moderne und Historie so zu verbinden, dass die Zeit nicht stehen bleibe, wenn die Schüler das Gebäude beträten.

 

Lebendig, bunt und unterhaltsam soll auch das Schulfest am 1. Juni zum Gebäude-Jubiläum werden. Seit vier Monaten bereitet ein sechsköpfiges Team den Rahmen für diese Feier vor. Und alle Klassen beziehungsweise Kurse haben sich etwas ausgedacht. Der offizielle Empfang mit dem Oberbürgermeister, weiteren geladenen offiziellen Gästen, Lehrern, Eltern, Schülern und Ehemaligen wird in ein Schulfest übergehen, das auch ein Nachbarschaftsfest sein soll.


Klassen und Kurse bereiten zum Fest viele historische Themen vor

Was die Schüler präsentieren hat vielfach einen historischen Blickwinkel. So können sich die Besucher in Kostümen fotografieren lassen, um so auszusehen wie vor 100 Jahren. Bei der 9c geht es um Sport vor 100 Jahren. Aber auch zum Beispiel mit dem Thema Kuchen vor 100 Jahren haben sich einige auseinandergesetzt. Ansonsten sei vieles von dem zu erwarten, „was immer zu Schulfesten gehört“, sagt Rademacher. Also zum Beispiel sportliche Wettbewerbe. Aber es wird auch ein Geheimnis gelüftet, das mit viel Rechnerei des Matheleistungskurses und einem Hubwagen zu tun hat. Und ein Ehemaliger will musikalisch für Begeisterung sorgen. Denn zwei Bandmitglieder der „Fog Joggers“ kommen zum Schulfest – Sänger und Texter Jan Büttner hat hier 2006 Abi gemacht.

 

Der Schulleiter hofft, dass man beim Fest deutlich machen könne, „dass wir eine lebendige und bunte Schule sind, dass alle hier gerne sind und wir eine gute Gemeinschaft haben“. Und was das historische Gebäude angehe, wie wichtig es sei, dass „Bewusstsein bei allen darin und auch im Umfeld hochzuhalten, dass es wertvoll ist, dass es Einsatz erfordert und dass wird dafür auch Hilfe brauchen“. Es sei einfach ein tolles Bauwerk.

 

Das werden nach seiner Einschätzung noch viele Generationen nutzen. Zwar war die Geschichte der Schule mit verschiedenen Standorten, Schulformen und -namen seit der Eröffnung 1819 und zahlreichen politischen Entscheidungen, die Einfluss hatten, wechselhaft. „Aber die Gymnasien und unsere Schule werden bleiben“, sagt Rademacher, „das Gymnasium ist die Schulform, die am meisten nachgefragt ist.“ Und während es jahrelang geheißen habe, die Schülerzahlen sänken, steigen sie nun wieder. Rademacher: „Und es gibt auch noch die interessante Frage, wie sich die Zuwanderung auswirken wird.“