Da sage noch einer, die SchülerInnen hätten kein Interesse an außerschulischen Veranstaltungen, der Gegenbeweis folgt auf dem Fuß: Am Freitagabend des 25.5. machten sich 14 von ihnen, gemeinsam mit ihrem Kurslehrer, Herrn van Randenborgh, auf den Weg zum Rheinischen Landestheater Neuss, um sich die dortige Inszenierung von Goldonis „Liebe macht erfinderisch“ anzusehen, und das am Vorabend der Pfingsttage und bei herrlichem Sommerwetter, sprich Biergartenvoraussetzungen. In ihrer anschließenden Besprechung ließen sie ihre Klugheit und Analysefähigkeit eindrucksvoll aufblitzen, als sie die Aufführung schlichtweg als wenig befriedigend kritisierten – und sie wussten schließlich, wovon sie sprachen, wollen sie doch selbst das Stück Anfang Juli auf die Bretter der Aula „bringen“ -, denn die Darstellung ähnelte eher, Ältere werden sich erinnern, an eine Ohnsorg-Theater-Aufführung. Der Regisseur degenerierte das zwar komödiantische, im Kern jedoch sozialkritische Stück zu einer allenfalls Slapstick-Burleske, bei der die Männer ausschließlich als testorongesteuerte „Triebanten“ auftraten, und Rosaura, diese kluge, couragierte, aber auch einfühlsame junge Frau aus dem einfachen Volk zur sozialprestigeorientierten „Putze“ mutierte. Damit wurde das Stück um seinen eigentlichen Gehalt kastriert. All diese Kritikpunkte brachten „unsere“ jungen Menschen sehr wohl auf den Punkt, waren sich gleichzeitig aber auch im Klaren darüber, dass sie es in ihrer Inszenierung besser machen wollten, und so hatte der Abend, neben der freundlichen und harmonischen Gesamtatmosphäre (sic !), auch noch einen nicht geplanten Stimulanz-Effekt. Deshalb traten alle gegen 23.00 Uhr die Heimreise nach Krefeld voller wertvoller Einblicke für die eigene Arbeit an, und als dann auf der Autobahn auch noch das „Hosen-Lied“ „An Tagen wie diesen …“ erklang, erreichte selbst den Kurslehrer die pfingstliche Euphorie. Ein Dank geht an die vierzehn Mitreisenden, die trotz der „Arbeit“ den Abend zu einem rundherum gelungenen und heiter-sommerlichen werden ließen. Der Lehrer sagt: Danke !

Wolfgang van Randenborgh