Es waren nicht viele aus dem Deutsch-LK, die dem Impuls ihres Lehrers, Herrn van Randenborgh, gefolgt waren, um sich am 9.5.2012 die Aufführung von Büchners „Woyzeck“ am hiesigen Kresch-Theater anzusehen, aber sie brauchten ihr Kommen in keiner Weise zu bereuen. Als Grundlage dienen dem fünfköpfigen Ensemble alle vier Handschriften, und das daraus gewonnene Konstrukt brachten die Schauspieler in einer 75minütigen Aufführung unter der Regie des ehemaligen Moltkeaners Franz Mestre auf beeindruckende Art und Weise auf die Bretter, die einem Ondit zufolge die Welt bedeuten. Die quasi gänzlich fehlende Distanz zwischen Auditorium und Bühne ist just für eine Inszenierung des „Woyzeck“ wie geschaffen, da so das unter-die-Haut-gehende Dramenfragment auch nicht den letzten Zuschauer unangesprochen, ja ungerührt lässt. Die Inszenierung ist durchaus modern zu nennen, ohne dabei die Textgrundlage aus den Augen zu verlieren, und erkennbar wird, wie die Schauspieler/-innen an die Grenzen ihrer körperlichen Kraft gehen. Eine grundsolide und beeindruckende Inszenierung, die nun vielleicht auch noch den Rest des Kurses animieren wird, dem im Repertoire des Hauses verbleibenden Stück in der 2. Hälfte des Jahres einen Besuch abzustatten – lohnenswert wäre es allemal.

Wolfgang van Randenborgh