Nicht nur „Alice“ verzauberte „im Wunderland“
Ein Plädoyer für das Weiterbestehen des Literaturkurses hielt Herr van Randenborgh nach der Aufführung des Stückes von Lewis Carroll, denn obwohl er erst in einem Jahr in Pension geht, war dies seine letzte Inszenierung, da es im kommenden Schuljahr wegen zu wenig Anmeldungen keinen Literaturkurs geben wird.
Doch mit dieser letzten Inszenierung ist ihm ein Glanzstück gelungen, eine Krönung der jahrelangen Arbeit. Sie ist der beste Beweis dafür, wie wichtig der Literaturkurs für das kulturelle Leben einer Schule und die Schüler und Schülerinnen ist. Letztere mag die zeitintensive Arbeit, die hinter solch einer Produktion für alle Beteiligten steckt, abschrecken, doch solch ein Erfolg wie bei der Premiere des Stückes – der wohlverdiente Applaus und die Begeisterung des Publikums – stellen Höhepunkte des Schülerdaseins dar und können sicherlich für die viele Arbeit entschädigen.
Die Wahl dieses skurrilen Stückes, das nicht von seiner Handlung, sondern von den Dialogen mit seinen Sprach- und Denkspielen lebt, wurde von den Schülern getroffen, und auch zu dieser mutigen Entscheidung kann man ihnen nur gratulieren. Gab es ihnen doch die Gelegenheit, verrückte Figuren in einer verrückten Welt – einer Gegenwelt zum ach so vernünftigen Schulalltag – zu entwickeln und darzustellen. Und das haben sie mit so viel Ideen, Phantasie und Spielfreude getan, dass man sie alle liebt: die gutgelaunte Grinsekatze, die honigliebende Haselmaus, die Kopf-ab-Königin und all die anderen Alliterationen oder Gegenteile davon.
Und auch der Regisseur ließ es sich nicht nehmen, in Rollen wie Ruheständler Randy oder Fortuna-Fan auf der Bühne zu erscheinen. Humpty Dumpty würde sagen, dass das Bühnengeschehen eine Art Un-Schule vom Feinsten darstellt (gibt es ein größeres Lob?). Das die Phantasiewelt unterstreichende Bühnenbild, die farbenfrohen märchenhaft anmutenden Kostüme und die Tanzeinlagen waren ein Augenschmaus („Iss mich“), und die musikalischen Einspielungen, das Abschlusslied und die pointiert vorgetragenen Wortspiele ein Genuss für die Ohren.
Um mit Lewis Carroll zu sprechen: Eins steht fest, diese Aufführung war ein Fest. Es lebe die Tee-Zeit, denn Theater, Teamgeist und Tetraeder beginnen mit t. Und auch wenn der König und die Königin im Stück letztlich nur Spielkarten waren, Herr van Randenborgh erhielt die Königskrone vom Märzhasen zu Recht und in der Realität aufgesetzt.
Wenn es mir nichts ausmachen würde, es mir mit ihm zu verscherzen, würde ich zum Schluss reimen: Mag die Fortuna untergehen, der Literaturkurs muss weiter bestehen. So aber schließe ich mit der Alliteration: Lang lebe der Literaturkurs!
Elke Roob
Fotos: Lars Reichwein