Ulrike Sinzel - Westdeutsche Zeitung - 16.03.2004

Obwohl der Samstagsunterricht am Moltke-Gymnasium längst abgeschafft ist, fand sich dort am Samstagmorgen eine komplette Schulklasse ein. Zum ersten Mal seit 50 Jahren saßen die ehemaligen Abiturienten vom 5. März 1954 wieder auf der Schulbank und hatten sich viel zu erzählen. Von den 18 Absolventen sind drei inzwischen verstorben, einer war von den ehemaligen Kameraden nicht aufzufinden; der Rest war komplett erschienen.

Begrüßt wurden die Ehemaligen von Schulleiter Wolfgang Haberstroh, der viele der vor 50 Jahren unterrichtenden Lehrer auch noch gekannt hat. Er unternahm mit den Ehemaligen eine kleine Reise in die Schulgeschichte: Denn verändert hat sich viel seit der Zeit, in der die ehemaligen Moltke-Schüler ihr Reifezeugnis erhalten haben.

Das Lehrerzimmer sei verlegt worden, ein Neubau auf dem Schulhof entstanden und auch der Physiksaal, in dem das Klassentreffen stattfand, war komplett erneuert worden, erläuterte der Schulleiter. Dort waren bei der Demontage der Hörsaal-Stufen noch alte Reichspfennige gefunden worden. Aber nicht nur äußerlich hat sich viel getan: Die Sprachenfolge ist geändert worden. Aufgrund mangelnden Interesses wird Latein nicht mehr ab der 5. Klasse angeboten.

Viele Schüler gingen in der Jahrgangsstufe 11 ins Ausland, die ganze Oberstufe sei inzwischen anders aufgebaut, erklärte der Direktor. Wie das aussieht, wenn die Oberstufe auf zwei Jahre verkürzt wird, bliebe abzuwarten. Im Gegensatz zu früher bietet das Gymnasium inzwischen gemeinsamen Unterricht für Mädchen und Jungen sowie ein Förderprogramm für Leistungssportler an. So etwas stand 1954 noch nicht zur Verfügung.

Nach der Begrüßung wurde die Klasse noch durch die Schule geführt. Bei einem gemeinsamen Mittagessen im "Krefelder Hof" und der anschließenden Wanderung auf dem Hülser Berg konnten die Kameraden dann alte Geschichten wieder aufleben lassen.