Sie ist neben der Bibliothek des Krefelder Entomologischen Vereins die bedeutendste historische Büchersammlung in Krefeld: die "Scheutensche Bibliothek", die das Gymnasium am Moltkeplatz beherbergt. Der bibliophile Schatz ist in neue Hände übergegangen. Bisher hat der Förderverein des Gymnasiums am Moltkeplatz die Federführung bei der Betreuung der Bibliothek innegehabt. Doch der Verein sieht sich nicht mehr in der Lage dazu. Nun hat Manfred Wüst, der die Bibliothek seit Jahren betreut, das Zepter übernommen: Er hat den "Verein zur Erhaltung der Scheutenschen Bibliothek im Gymnasium am Moltkepaltz in Krefeld" gegründet. "Der Name ist lang, aber wichtig, denn nach wie vor ist die Verbindung zum Gymnasium eng", sagt Wüst.
Er meint auch personelle Verbindungen: Wüst ist der Vorsitzende des neu gegründeten Vereins, der "Moltke"-Direktor Udo Rademacher ist sein Stellvertreter, und Rademachers Vize Thomas Zöllner ist dem neuen Verein als Gründungsmitglied verbunden.
"Wir suchen Mitglieder, Sponsoren und wie bisher Bücherpaten", erläutert Wüst die nächsten Ziele des Vereins. Der Jahresbeitrag soll bei 30 Euro liegen - wie immer sind höhere Beiträge willkommen. Das Bücherpaten-Projekt läuft mit einigem Erfolg und soll erneut beworben werden. Ein Pate finanziert dabei die Restaurierung eines der teils sehr kostbaren Bände der Bibliothek. Bei sechs bis zehn Stunden Arbeit können die Kosten bei 100 Euro und mehr liegen. "Es sind Restaurierungen zum Selbstkostenpreis", sagt Wüst. Er und seine Mitstreiter übernehmen mit dem Schritt zum eigenen Verein die Verantwortung für ein Denkmal aus Büchern. Die Bibliothek ist nach ihrem Stifter benannt: nach dem Krefelder Kaufmann und Mennoniten Adam Wilhelm Scheuten (1753-1801). Er vermachte im Jahr 1800 der Stadt Krefeld testamentarisch 15.000 Reichstaler und eine beträchtliche Anzahl an Büchern. Daraus gingen zwei Institutionen hervor, die es heute noch gibt: das Gymnasium am Moltkeplatz und die Scheutensche Bibliothek. Die "Scheuten'sche Anstalt" blieb bis 1851 die einzige höhere Jungenschule Krefelds - den prachtvollen Bau, in dem die Schule heute residiert, bezog sie 1915.
Krefeld war seit 1792 französisch besetzt; deshalb schrieb Scheuten sein Testament "im Namen der Franken Republik" und datierte es nach dem Republikanischen Kalender des revolutionären Frankreich auf den "Neunzehnten Fructidor achten Jahres" (6. September 1800).
Mit den Jahren wuchs der Buchbestand durch Schenkungen, Lehrbücher und Nachlässe aus anderen Bibliotheken. Um 1840 nahm der amtierende Schuldirektor der damaligen "Lateinschule" diesen Grundstock an Büchern als Basis für den ersten "Historischen Leseverein". Diese Einrichtung hatte sich der Volksbildung verschrieben: Einfache Bürger konnten Mitglied werden und Bücher ausleihen.
Im Jahr 1900 wurde die Bibliothek erstmals systematisch im sogenannten "Findbuch" katalogisiert. Alle damals vorhandenen Bücher wurden dort handschriftlich vermerkt. Die Bibliothek umfasste zu dieser Zeit etwa 6000 Werke.
Zur Nazi-Zeit wurde die Bibliothek auseinandergerissen. Einen Teil der Bücher entnahm Albert Steeger für ein geplantes Heimatmuseum, ein anderer Teil wurde im Keller der alten Krefelder Stadtbücherei untergebracht.
Nach dem Krieg verschlug es die Bücher in alle Richtungen: Das Kaiser-Wilhelm-Museum und das Museum Burg Linn übernahmen wichtige Werke der Scheutenschen Bibliothek und der sogenannten "Alten Lehrerbibliothek". Sie umfasst alle Werke, die nach 1900 hinzukamen und folglich nicht im Findbuch vermerkt sind.
Der auffindbare Rest der Bücher wurde ins Moltke-Gymnasium zurückgebracht. Heute sind etwa 5000 Bände des ursprünglichen Bestandes in der Bibliothek vereint. Auch das ist ein Ziel des neuen Vereins: So viel wie möglich verlorene Bände wieder der Sammlung zuzuführen.
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