Aufgeregt bahnt sich Viviane einen Weg durch den Klassenraum, begleitet von den erwartungsvollen Blicken ihrer Eltern. Hartmut Gmirt betrachtet das Mädchen von oben bis unten. Die Auswahl ist schnell getroffen, wenige Augenblicke später hält Viviane die passende Geige in ihren Händen. Vorsichtig bewegt sie den Bogen über die dünnen Saiten, hoch runter, hoch runter. Die Töne, die sie der Geige entlockt, erinnern sie später an einen „krähenden Hahn“. Doch die Zehnjährige lässt sich nicht beirren, schließlich spielt sie seit fünf Jahren Klavier und weiß, dass man Instrumente nicht auf Anhieb beherrschen kann.
Viviane ist eine von 16 Viertklässlern, die im kommenden Schuljahr die neue Streicherklasse des Gymnasiums am Moltkeplatz gründen. Zwei Jahre lang werden sie zusätzlich zu ihrem Lehrplan zwei Stunden Geigen- und Cello-Unterricht bekommen.
Unterstufenkoordinator Wolfgang van Randenborgh nennt drei Gründe für das Pilotprojekt. „Zum einen haben wir in den vergangenen Jahren vermehrt festgestellt, dass die Streicher unter den Kindern, die ein Instrument spielen, stark zurückgegangen sind. Mit unserem Angebot wollen wir dieser Tendenz entgegenwirken“, erklärt van Randenborgh.
Ein weiterer Grund für das neue Angebot: „Mit der Einrichtung eines musischen Zweiges wollten wir den sportlich weniger begabten Kindern eine Alternative bieten“, so der Unterstufenkoordinator. Als dritten Grund nennt er die sozialen Vorteile von musikalischer Erziehung. Ausgeglichenheit, Disziplin sowie ein leichterer Umgang mit Emotionen ließen sich auch aufs Musizieren zurückführen, so van Randenborgh.
Finanziell unterstützt wird das Projekt vom schuleigenen „Verein der Freunde und Förderer". Schließlich müssen bis zum Sommer 16 Geigen, Cellos und Kontrabässe angeschafft werden. Gegen eine geringe Gebühr dürfen die Kinder die Instrumente dann zwei Jahre lang benutzen.
„Ein wunderschönes Gefühl, über die Saiten zu streichen“
Geigenlehrer Hartmut Gmiat wird sich zusammen mit Gymnasiallehrer Martin Sander der Schüler annehmen. Der passionierte Streicher Gmiat sieht in der Initiative eine besondere Chance: „Bei dem Projekt geht es nicht um Leistung, im Vordergrund steht die Musikalisierung durch Streichinstrumente“, erklärt Gmiat. Wer nach den zwei Jahren gerne mit dem Instrument fortfahren will, hat anschließend die Möglichkeit in einem der Schulorchester zu spielen.
Soweit ist Viviane noch nicht. Für sie wird sich in den kommenden Monaten zeigen, ob Geige die richtige Wahl war. Doch eins ist ihr jetzt schon klar: „Das Gefühl, mit dem Bogen über die Saiten zu streichen ist wunderschön!“
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