Alexander Alber - Westdeutsche Zeitung - 12.01.2004

Der erste Kinospot zum "Krefelder Fairkehr" setzte auf Schock - der neue auf die Vorbildfunktion auf der Straße. Moltke-Statisten sahen ihn Freitag zum ersten Mal.

Die Tacho-Nadel pendelt bei Tempo 30. Vor dem Portal des Gymnasiums am Moltkeplatz stoppt die "Glatze" seinen tiefer gelegten orangeroten Opel Manta. Techno-Musik wummert, der Fahrer schaut auf die Uhr, klopft darauf, als müsse sie beschleunigt werden, bläst einen Bubble-Gum im Farbton des Kult-Coupes auf. Dann geht das Schultor auf und 30 Kids stürmen die Treppe hinunter ins Freie. Der Manta-Fahrer grüßt freundlich, er lässt die Horde passieren schließlich hat er nur darauf gewartet. Von wegen "böse Glatze": Ein lieber Kerl sitzt da im Manta.

Die Botschaft, die der neue Kino-Spot der Aktion "Krefelder Fairkehr" vermitteln soll, ist die der Rücksichtnahme im Straßenverkehr und damit das Gegenstück zum ersten Spot, der vor anderthalb Jahren produziert wurde. Damals wurde durch die Darstellung einer Unfallsituation auf die Schockwirkung gesetzt.

"In der Öffentlichkeitsarbeit müssen nach gewisser Zeit neue Impulse gesetzt werden", begründete Hartmut Könner, kommissarischer Leiter des Fachbereichs Tiefbau und Mitglied des Arbeitskreises zur Bekämpfung der Unfälle mit Kinderbeteiligung, die Produktion des Nachfolge-Spots. Der wird wie sein Vorgänger (den immerhin über 800 000 Kinobesucher gesehen haben) in den kommenden Monaten in allen zehn Sälen des Krefelder Cinemaxx kostenlos für die Stadt gezeigt - 280 mal die Woche.

13 der 30 Statisten vom Moltke-Gymnasium nahezu alle aus den fünften Klassen fanden sich Freitag mit Eltern und Direktor Wolfgang Haberstroh zur Vorführung des 35-Sekunden-Spots in Saal 1 des Cinemaxx ein.

Trotz der rasanten Kameraführung fanden sich alle im Film wieder. Und als "Honorar" gab`s ein frisch aus der Druckerei geholtes knallgelbes "Fairkehr"-T-Shirt. Zusammen mit dem "coolen" Hauptdarsteller Daniel Meyer-Walsemann (im wirklichen Leben Mitarbeiter der Stadt im Fachbereich Ordnung und kein Manta-Fahrer) ging`s dann zum Gruppenfoto.

Björn Merse, Geschäftsführer der Düsseldorfer Agentur Merse und Bock, erinnerte daran, dass die Dreharbeiten vor der Schule sieben Stunden dauerten, dass der Film in Mono-Chrom-Technik entstand, die Farben Rot und Blau später hinzugefügt wurden: Eine Woche Arbeit für 35 Sekunden Film. 18 000 Euro hat die Produktion gekostet, 11 000 davon zahlte die Stadt, der Rest kam aus Fördermitteln des Landes.

Und auch "Freddy Fair", die neue Galionsfigur der Krefelder "Fairkehr"-Kampagne (ab nächste Woche auf den City-Light-Postern zu sehen) spielt im Spot schon eine Nebenrolle - er klebt auf dem Manta-Heck.

Ausgestanden ist der Urheberrechtsstreit um "Freddy Fair": Die Stadt kam kostenneutral mit dem Erfinder überein, dass er die Figur in leicht abgewandelter Form für eigene Zwecke verwenden kann - sie dürfen den "Fairkehr"-Zielen aber nicht entgegenstehen.