Ganz zeitgemäß stand über der Wiese vor dem Moltke-Gymnasium in 30 Metern Höhe eine Vier-Propeller-Drohne, um die vor dem anschließenden Schulfest versammelte Schulgemeinde von oben zu filmen. Ein Sponsorenlauf, eine besondere Präsentation des Schulgebäudes in der kommenden Martins-zeit, eine umfangreiche Festschrift und die geplanten Veranstaltungen des Moltke-Forums zeigen die Vitalität der Schule in einer von anderem Denken geprägten Gebäudearchitektur.
Tradition und Moderne waren Leitmotiv des Festakts zum hundertsten Jahrestag der Einweihung in der Aula der traditionsreichen Krefelder Schule, die Oberbürgermeister Gregor Kathstede in seinem Grußwort "zum architektonischen Tafelsilber unserer Stadt" zählte. Das von dem bekannten Krefelder Architekten August Biebricher errichtete Gebäude strahle wegen seiner Größe, aber auch wegen seines herausragenden Portikus Erhabenheit aus. Gelungene Architektur habe großen Einfluss auf die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Wohnort.
Der Aspekt der Moderne wurde auch am Nachmittag betont: Da spielten die Fog Joggers - Sänger Jan Büttner ist ehemaliger Moltke-Schüler - ein Konzert. Weiterhin gab es einen Dudelsackspieler, französische Chansons und Ausschnitte aus der Arbeit des Streicherprofils.
Die Vertreterin des Lehrerkollegiums, Barbara Verwiebe, verwies beim Festakt am Morgen darauf, dass heutzutage Schulen als Haus des Lernens bezeichnet würden, August Biebricher habe statt eines Hauses ein Schloss errichtet. Symbolhafte Architektur drücke den Anspruch des Schlossherrn aus, der in allen Stilelementen die Antike als Basis unserer Bildung sehe. Von dem goetheschen Zitat "Erwirb es, um es zu besitzen!" kam Verwiebe schnell zu der Frage, was man denn heute alles wissen müsse, um als gebildet zu gelten.
Schulleiter Udo Rademacher zitierte den früheren britischen Premier Harold McMillan: "Tradition soll ein Sprungbrett, kein Ruhekissen sein." Auch Klaus Reymann, der Vorsitzende der Baudenkmalstiftung, sah den besonderen Auftrag, der Biebrichers Schulbau innewohnt: "Wenn eine Schule sich wie ein Schloss in das Stadtbild einbettet, dann muss das mit einer besonderen architektonischen Botschaft zu tun haben." Der Bau sei entstanden, als die Gründerzeit zu Ende ging und die Woge des Jugendstils verebbte. Ein neuer Stil sollte Kunst, Industrie und Handwerk vereinigen und ein neues Industriedesign bilden. Umwelt forme den Menschen und so sollten "gediegene Bauten für geordnete Verhältnisse" entstehen, wie man damals formulierte. Der Moltke-Schulschlossbau sei ein Beispiel für dieses Denken. Nach Kriegen und epochalen Umwälzungen in seiner hundertjährigen Geschichte sehe der Bau von weitem schön aus, offenbare bei näherer Betrachtung aber große Schäden. Mit dem Einsatz von rund zehn Millionen Euro, die aus Bundes- und Landesmitteln kommen sollten, könne die alte Schönheit des Gebäudes innen wie im Außenbereich wiederhergestellt werden. Reymann forderte, die Stadt solle mehr Bundes- und Landesmittel beantragen, um die alte Schönheit wiederherzustellen. "Es lohnt sich zu kämpfen", forderte er , "dazu stehe ich hier."
Umrahmt wurde die Feierstunde von den Schülern Lucas Jansen, Violoncello, und Hannes Joachimi, Klavier, die für ihre Interpretation von Dimitri Schostakowitschs Sonate d-Moll viel Beifall erhielten, ebenso wie für die unter der Regie von Hannes Joachimi professionell geschnittene filmische Bildersequenz zum Moltke-Gebäude und den Beitrag der von Adnan Aoudou choreografierten HipHop-AG.