Matthias Gerschwitz, Autor verschiedener Bücher und seit fast 30 Jahren HIV-positiv, erzählte am 28.11.2023 davon, dass positive Ergebnisse manchmal auch weniger positiv sein können. In den ersten beiden Schulstunden klärte er die neunten Klassen anlässlich des Weltaidstages am 01. Dezember über HIV und AIDS auf. Bereits seit vielen Jahren ist er mit Patricia Held von der AIDS-Hilfe Krefeld unterwegs, um seine Geschichte zu verbreiten und Schülerinnen und Schülern Wissenswertes mit auf den Weg zu geben.
Gleich zu Beginn der Veranstaltung ließ Herr Gerschwitz das Publikum wissen, dass jede Person von der Krankheit betroffen sein könne. „Dem Virus ist es egal, ob man Bankdirektor ist oder auf der Parkbank schläft.” In diesem Zuge räumte er direkt mit dem Mythos auf, es gäbe bestimmte Risikogruppen wie schwule Männer. Genau weil das Virus jeden treffen kann und es keine Risikogruppen gibt, sei es umso wichtiger, sich über die Krankheit sowie Schutzmöglichkeiten vor dieser zu informieren. „Wissen bedeutet, dass man keine Angst haben muss“, so Gerschwitz. Vollkommen offen erzählte er von seiner Geschichte, ausgefüllt von Höhen und Tiefen, die mal Ernsthaftigkeit und mal Lachen in der Stufe 9 erzeugte.
„Genießen Sie die Zeit, die Ihnen noch bleibt“ war die Antwort eines Arztes auf die Frage, was Herr Gerschwitz denn gegen die Erkrankung tun könnte, und prophezeite ihm so einen frühen Tod, da es damals keinerlei Kontrolle über die Krankheit gab. Doch Matthias Gerschwitz ist nun, völlig entgegen der Vorhersage seines ehemaligen Arztes, 64 Jahre alt, was er den im Jahr 2000 einfacher zugänglich gemachter Medikamenten zu verdanken hat. Sogar die Familienplanung, die man damals bei HIV-positiven Personen für nahezu unmöglich hielt, ist in der heutigen Zeit problemlos möglich. Heute ist die damals belastende Aussage des Arztes zum Lebensmotto von Gerschwitz geworden: Das Leben genießen, denn HIV ist unheilbar und daran kann (zumindest bisher) niemand etwas ändern. Leider gibt es bis heute einige Einschränkungen für HIV-positive Menschen, so könne Herr Gerschwitz beispielsweise ganze 17 Länder nicht besuchen, da diese die Einreise von Menschen wie ihm verbieten. Auch trauen sich viele Menschen nicht, offen mit ihrer Diagnose umzugehen, weil sie Diskriminierung befürchten. Heute möchte Matthias Gerschwitz eine Gesellschaft auf Augenhöhe schaffen. Denn: „Respekt vor einer unheilbaren Krankheit heißt auch Respekt vor den Erkrankten selbst.“
Gerschwitz warnte zum Schluss vor angeblichen Diagnosen aus dem Internet, da die einzige tatsächlich zuverlässige HIV-Diagnose durch offizielle Tests erhalten werden kann, denn eine Erkrankung mit HIV habe keine Symptome. Eine rote Schleife im Hintergrund, die entgegen den Vorstellungen mancher Schülerinnen und Schüler nichts mit Weihnachten zu tun hat, sei laut Gerschwitz ein Zeichen für Solidarität mit den Betroffenen. Mit den Worten „Positiv denken, HIV-negativ bleiben” wurden die Schülerinnen und Schüler nach dieser kurzweiligen Flut an Informationen in die Pause entlassen.
Lilly Engel, 9c, Moltke-Redaktion
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