VIII Liceum Ogoloksztalcqcego IM. Stanislawa Wyspianskiego
1. Bericht:
Die Schule, die unsere polnischen Austauschpartner von Montag bis Freitag besuchen, zählt über 1000 Schüler, 72 Lehrer und zwölf Verwaltungsmitarbeiter. Das Schulgebäude ist im Vergleich sehr klein, so dass die Hälfte immer nachmittags Unterricht hat. Die hohe Schülerzahl ist darauf zurückzuführen, dass diese Schule eine besonders hohe Resonanz in ganz Krakau hat, und Schüler teilweise sehr lange Strecken täglich zurücklegen, nur um dieses und nicht etwa ein näher gelegenes Bildungsinstitut zu besuchen. Zudem ist sie ausgesprochen komfortabel und gut ausgestattet : Neben den eigenen Sportanlagen für Fußball und Basketball lassen auch die gerade erst durch Spendengelder der Eltern renovierten Sanitäranlagen sowie der durch ein Netzwerk ausgestattete Informatikraum kaum zu wünschen übrig.
Auch in den Pausen steht man nicht unnütz auf dem Schulhof rum, sondern kann entweder in den großzügig eingerichteten und mit einem Getränkeautomaten kombinierten Sitzgruppen "lenzen" oder sich in dem kleinen Park vom Unterricht erholen. Die passenden "Gaumenfreuden" findet man entweder in der neuen Cafeteria oder aber in dem durchaus preiswerten, in der Schule integrierten, Büdchen. Eine besondere Innovation darf nicht unerwähnt bleiben : Jeder einzelne Schüler hat seine individuelle Nummer, wobei täglich eine dieser Nummern ausgelost wird. Der entsprechende Schüler genießt an diesem Tag das Privileg von den Lehrern nicht angesprochen werden zu dürfen.
(Frederik Meyer u. Michael Musialek)
3. Bericht:
Allgemeines über die Fahrt:
Die Fahrt nach Krakau alleine war schon ein Erlebnis. Da wir alle gutgelaunt und natürlicherweise sehr aufgeregt waren, wurde die Nacht zum Tag gemacht. Als wir dann in Krakau auf dem Bahnhof standen, kamen uns die polnischen Austauschschüler entgegen und jeder fand auf Anhieb seinen Austauschschüler!
Als ich auf dem Bahnhof stand und mir Hanna entgegenkam, freute ich mich schon auf Hanna und ihre Familie. Zuerst war es ein wenig komisch, wie gastfreundlich alle waren. Dies fing zum Beispiel schon am Bahnhof an, als Hanna meine Tasche unbedingt tragen wollte.
Als wir dann bei Hanna ankamen, waren Hannas Eltern beide zu Hause. Der Vater hatte extra gewartet, um mich kennenzulernen, bevor er zur Arbeit ging.
Die gesamte Familie war super- herzlich, nicht gekünstelt wie hier in Deutschland. Meine Familie hat mich aufgenommen als wäre ich ihre eigene Tochter. Eine solche Gast-Freundschaft ist nicht mehr zu übertreffen!
Ich finde, dass unser Programm sehr interessant gewesen ist. Alles, was wir gemacht haben, muss man gesehen haben, um wenigstens einen kleinen Eindruck von Polen zu bekommen.
Doch im einzelnen: Ich finde es toll, wie die Polen mit ihrer Kultur umgehen. Sie halten viel von ihrer Geschichte und glauben an ihre Sagen.
Doch Auschwitz war ein absoluter Schock für mich. Ich kann nicht verstehen, wie man so unmenschlich sein kann. Irgendwie fühlt man sich ein wenig mitverantwortlich für das, was damals passiert ist.
Die Floßfahrt, sowie auch unsere abendlichen und Wochenendunternehmungen machten super viel Spass. Wir trafen uns meist in zwei Gruppen abends, die sich noch am ersten Tag gefunden hatten. Am Wochenende waren wir mit unserer Gruppe in Zakopane und hatten sehr viel Sonnenschein. Leider verging die Zeit viel zu schnell und unsere Abreise rückte immer näher.
Als wir dann am 17.09.1999 gegen Abend alle am Bahnhof versammelt waren, konnten wir uns überhaupt nicht voneinander trennen, und unser Abschied wollte kein Ende nehmen mit Abschieds- Küssen und - Umarmungen. Nachdem wir schließlich in den Zug einsteigen mussten, hingen wir alle noch aus den Fenstern und winkten, als der Zug sich in Bewegung setzte.
Natürlich haben wir uns gegenseitig versprochen zu schreiben, und seitdem ich wieder hier bin, haben Hanna und ich uns schon wieder fleißig geschrieben. Ich denke oft daran, wie schön es in Polen war, an meine Zweitfamilie, die mich in ihr Herz geschlossen hat, und die in meinem Herzen auch einen großen Platz einnimmt. Ich bin mir sehr sicher, dass ich nicht zum letzten Mal in Polen war, auch weil ich von meiner Familie dort eingeladen worden bin, meine Ferien dort zu verbringen. Doch erst einmal hoffe ich, dass Hanna einen genauso guten Eindruck von Deutschland bekommt wie ich von Polen!
Melanie Schulze, Klasse 10a
4. Bericht:
Polen-Krakau-1999
Fast 16 Stunden Zugfahrt hört sich erst einmal viel an, noch dazu in ein weitgehend unbekanntes Land, dessen Sprache man so gut wie nicht versteht, und eine Woche lang ganz allein in eine Familie. Und dann? Wie soll man wissen, zu wem man eigentlich gehen muss? Am Bahnhof wird man doch von niemandem mit einem Namensschild in der Hand abgeholt. Wenn man dann in der Wohnung angekommen ist, wie soll man sich am besten verhalten, und was, wenn man sich überhaupt nicht versteht?
So schwer war es dann aber gar nicht. Ehe ich mich versah, saß ich im Auto neben meiner neuen "Schwester" und erhielt die ersten Informationen über die Stadt. Ich finde, Krakau ist eine sehr schöne Stadt, besonders was den Marktplatz angeht. So etwas fehlt uns Krefeldern völlig. Meine Familie war sehr nett und obwohl die Mutter und die kleine Schwester so gut wie nur Polnisch sprachen, gab es keine größeren Verständigungsprobleme. Zur Not gab es ja noch meine "Schwester" als Dolmetscherin. Für sie war es auch der erste Austausch, obwohl es in Polen anscheinend viel alltäglicher ist, an einem solchen Austausch teilzunehmen.
Dafür, dass keine Eintönigkeit aufkam, war schon im Voraus gesorgt worden. Es gab von allem etwas, Kultur, Natur, "Sehenswürdigkeiten" und mit Auschwitz und Birkenau auch deutsche Geschichte. Das Programm fand ich ganz gelungen, es enthielt die obligatorischen Punkte, war aber dennoch nicht langweilig, wahrscheinlich auch weil wir sehr viel Glück mit dem Wetter hatten. Einen ganzen Tag durchnässt und frierend auf einem Floß zu verbringen, wäre wohl nicht so angenehm gewesen.
Die meiste Zeit fühlte ich mich nicht besonders bevormundet oder kontrolliert, besonders was die Gestaltung der Abende und Nächte anging. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Meinungen, wann wem wieviel Aufmerksamkeit zuzuwenden war, manchmal etwas auseinandergingen.
Alles in allem war die Stimmung aber sehr entspannt und positiv. Ich halte diesen Austausch für eine wichtige und gute Erfahrung und würde mich, hätte ich noch einmal die Wahl, wieder dafür entscheiden.
Kerstin Thoma, 10a