Auf der vorliegenden Seite wird die Entwicklung des Charakters anhand des Fachbuches "Kleine psychoanalytische Charakterkunde" von Karl König näher erläutert.

 

Als Charakter werden die für den Menschen typischen Erlebens- und Verhaltensweisen bezeichnet.

Den größten Einfluß auf die Entwicklung des Charakters haben die Erfahrungen der ersten fünf Lebensjahre; der Charakter ändert sich aber, solange ein Mensch lebt. In seinen Grundzügen wird er in der Kindheit festgelegt. Mit Reizen, die von außen, aber auch aus dem Inneren eines Menschen kommen, geht dieser Mensch auch entspechend seiner Vorerfahrungen um. Seine Vorerfahrungen bewirken, daß er manche Reize intensiver empfindet, andere blendet er aus. Die Vorerfahrungen beeeinflussen so den Umgang mit allem, was an Reizen auf einen Menschen aus seinem Inneren und aus der Umwelt zu kommen. Aber nicht nur die Vergangenheit ist wirksam. Auch die aktuelle Lebenssituation eines Menschen - besonders die Beziehung die er hat - wirken darauf ein, wie er mit neuen Erfahrungen umgeht. Fühlt sich jemand in seiner Beziehung abgesättigt, wird er weniger motiviert sein, neue Beziehungen einzugehen, als wenn er einsam ist. Somit entsteht der Charakter aus Beziehungserfahrungen. Jeder Mensch empfindet und verhält sich so, wie es seine Charakterstruktur zuläßt. Zu den sechs hervorstehenden Charaktertypen gehören die Narzißtisch, schizoide, depressive, zwanghafte, phobische und hysterische Struktur, die hier im folgenden näher beschriebeben werden.

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In jeder der Charakterstrukturen werden menschliche Grundkonflikte verarbeitet:

narzißtische Struktur:
Bei der narzißtischen Struktur besteht der Konflikt zwischen dem Wunsch, Individualität aufzubauen und dem Wunsch, als Individuum erhalten zu bleiben.

depressive Struktur:
Bei der depressiven Struktur besteht der Konflikt zwischen dem Wunsch, von anderen versorgt zu werden und dem Wunsch, sich selbst und andere zu versorgen.

zwanghafte Struktur:
Bei der zwanghaften Struktur besteht der Konflikt zwischen dem Wunsch, eigene Triebwünsche ungeregelt und durch niemanden beeinflußt durchzusetzen und dem Wunsch, jeden eigenen Triebwunsch so zu kontrollieren und zu beherrschen, daß nichts passiert, was andere und der Zwanghafte selbst aus moralischen Gründen ablehnen.

phobische Struktur:
Bei der phobischen Struktur besteht der Konflikt zwischen dem Wunsch, die eigenen Triebwünsche auszuleben - wie bei der zwanghaften Struktur - und dem Wunsch, sozial akzeptiert zu sein.

hysterische Struktur:
Bei der hysterischen Struktur versucht die Person durch hysterisches Auftreten Aufmerksamkeit zu erregen, da sie sich oft aufgrund ihres Geschlechtes minderwertig fühlt.

 

Diese erläuterten Charakterstrukturen treten tatsächlich bei niemandem rein auf, sondern können auch in unterschiedlichen Kombinationen erscheinen.