Reise nach Hangzhou/China vom 27. März bis 11. April 2009
Nach dem zweieinhalbjährigen Besuch der Chinesisch-AG – es gab darüber hinaus einen dreijährigen Zertifikatskurs – flogen beide Kurse zusammen abschließend nach China. Während dieser rund zwei Wochen war die Reisegruppe, bestehend aus 21 Schülern und fünf Lehrern von verschiedenen Krefelder Schulen sowie der Chinesisch-Lehrerin Fengshi Yang, in den Städten Hangzhou, Shanghai und Peking zu Gast. Frau Aalam-Behr und Frau van Blanken-Möckel als Vertreterinnen des „Moltke“ begleiteten u.a. drei Schüler unserer Schule.
Zuvor hatte schon der ehemalige „Moltke“-Schüler und Sinologie-Studierte Oliver Radtke - Journalist in Peking - einen Vortrag mit Erfahrungsberichten in der Aula gehalten, der auf die Reise eingestimmt hatte.
Nach Sprachtraining, Fragestunden zum angemessenen Verhalten und umfangreichen Programmplanungen ging es schließlich am 27. März 2009 von Düsseldorf aus über Paris nach Shanghai, dort angekommen dann per Bus ins knapp drei Fahrtstunden entfernte Hangzhou, wo jeder Schüler die erste Woche bei einem Gastschüler wohnte und auch die Xue Jun High School besuchte.
Die zweite Woche wurde vom 6. bis 7.4. in Shanghai und nach einer Fahrt mit dem Nachtzug abschließend in Beijing verbracht, bis schließlich am 11.4. der Rückflug von Beijing über Paris nach Düsseldorf anstand.
Von den Gastfamilien an der Xue Jun High School abgeholt, wurden die Schüler mit einer ausgesprochen fürsorglichen Gastfreundschaft empfangen und lernten schnell viele Sitten des Reiches der Mitte kennen. Die chinesischen Organisatoren überließen nichts dem Zufall und so waren die Erfahrungsberichte aus den Familien, die die Krefelder Schüler schnell austauschten, beeindruckend.
Die Erfahrungen durch das komplett andere System vermittelten Weitblick. Jeder erlebte nun unmittelbar die Auswirkungen der chinesischen Gesellschaftsordnung, Politik, Mentalität und des Wirtschaftswandels. Die Schüler konnten sich selbst ein Bild darüber verschaffen, inwieweit durch Medien verbreitete Kritiken und Vorurteile zutreffen und erlebten die Lebensumstände in chinesischen Metropolen (Hangzhou über sechs, Peking rund 16, Shanghai rund 19 Mio. Einwohner) im Gegensatz zu traditionell geprägten Gegenden bei diversen kulturell wertvollen Ausflügen. Die Verständigung fiel nicht immer leicht, da Chinesisch schwierig zu erlernen ist – besonders das Verstehen der Zeichen, da zudem Chinesen der älteren Generation kaum Englisch sprechen und auch das Englisch der chinesischen Schüler eher einfach ist. Auch die Esskultur hielt einige Überraschungen bereit. So gab es meist schon früh morgens Fleisch, was sich bei den übrigen Mahlzeiten wiederholte. Das Essen war insgesamt eine spannende Angelegenheit, man lernte mehr neue Gerichte kennen, als Gedächtnis und Geschmackssinn so schnell abspeichern konnten, doch die Reisegruppe ließ sich auf die neuen Erfahrungen ein und aß bemüht mit Stäbchen.
Die erste Woche war seitens der Gastschule mitsamt Planungsapparat und durch die wohlwollenden Familien dicht gestaffelt in einer Erfahrungsflut kanalisiert. Für die Schüler lebte es sich ausgesprochen komfortabel und unkompliziert, dem Ruf der Gastfreundschaft wurden die Familien vollauf gerecht.
Die Schule begann Montag sehr früh mit dem Appell und Empfang. Sie vermittelte ein nachdrückliches Bild mit riesigen Sportplätzen aller Art, mehreren tausend Schülern und engen, kameraüberwachten Klassenräumen.
Das Stadtbild beeindruckte durch chaotische Straßenverhältnisse, bei denen überladene Fahrräder, scharenweise Elektroroller, preisgünstige Taxen und Busse sowie mit dem Reichtum überhand nehmende Privatfahrzeuge aller Typen um jeden Zentimeter kämpften. So stand man häufig lange im innerstädtischen Stau – ob im Schachbrettmuster von Hangzhou, der Großbaustelle Shanghai oder den unzähligen vielspurigen Stadtringen von Peking. Die Bauten der drei Städte weisen alle Fassaden der heutigen chinesischen Gesellschaft auf: von ärmlich beengt über klassische chinesische Baustile, bis hin zu Wolkenkratzern und in Deutschland unvorstellbaren Prunkbauten. Der Himmel ist zumeist diesig grau, so sind die traditionellen Parks eine wahre Wohltat, wenn auch hier der Himmel nicht anders aussieht.
Neben diesen Erfahrungen des chinesischen Alltags wurden viele kulturell wertvolle Sehenswürdigkeiten, Betriebe, Einkaufsstraßen und ländliche Ziele besucht.
In Hangzhou, dem Counterpart Krefelds als Seidenstadt Chinas, wurden eine bekannte Seidenfabrik zwischen Manufakturarbeit und modernstem Druck sowie die Seidenstraße besichtigt. Zu den Ausflügen mit der Familie kamen u.a. die Besichtigung eines sportlichen Talentförderzentrums, des neuen Fußballstadions und verschiedener Pagoden mit Tempeln hinzu.
Im sich im Umbruch vom ärmlichen Häusermeer zur Metropole aus Glas befindlichen Shanghai – im Zuge der Vorbereitung zur Expo 2010 – zeigte sich das Bild der beeindruckenden Skyline, die nachts bei einer Fahrt über den Huangpu-Fluss betrachtet wurde. Am nächsten Tag bot sich aus rund 400 Metern Höhe ein guter Überblick über die Stadt.
Während der letzten drei Aufenthaltstage in Peking wurde der Platz des himmlischen Friedens - umgeben vom jährlichen Parteitagungsort, dem nationalen Museum, dem Mausoleum von Mao und der Verbotenen Stadt - besucht, die auch besichtigt wurde. Bei einem Tagesausflug fuhr die Gruppe zur Großen Mauer und stieg anschließend hinab in die Katakomben des einzigen geöffneten Kaisergrabs. Neben weiterem Kulturprogramm, wie dem Besuch der Pekingoper und einer Vorführung von Shaolin-Mönchen, die die Kunst des Kung Fu präsentierten, wurde noch einmal die Gelegenheit zum Einkaufen genutzt, die das Feilschen um verschiedenste meist in Deutschland nicht erhältliche oder teurere Ware mit sich brachte. Unterwegs war es kein Leichtes, immer wieder Straßenhändler abzuwimmeln.
Das sehr umfangreiche Programm vermittelte viele weitere Erfahrungen, die man am besten selbst einmal macht. Insgesamt stellte sich China als ein höchst interessantes und eigenartiges Reiseziel dar. Man erlebte jeden Tag neue, vollkommen ungewohnte und nach europäischer Kulturprägung unvorstellbare Vorfälle. Die Kultur faszinierte ebenso wie das Streben nach Wirtschaftsmacht beeindruckte.
Jan von Loeper (Stufe 13)