Nach über 50 knarrenden Stufen ist das Ziel erreicht – aber beim Öffnen der Türe kommen dem Besucher Fliegen und Tauben entgegen, es riecht muffig. Zum Glück gehört diese Szene der Vergangenheit an.
Vor vier Jahren, als der Zustand des Turmzimmers im alten Gebäude des Moltke−Gymnasiums wenig einladend war, hätte sich niemand diese Wandlung vorstellen können: Nun ist der Raum, der im Dritten Reich zur Vorführung von Propagandafilmen diente, komplett restauriert und lichtdurchflutet.
Die Feuchtigkeit gefährdete die alten Bestände der Bibliothek Die Sponsoren, die mit Hilfe Ulrich Döppers von der Wilhelm Fenners Baugesellschaft gefunden wurden, steckten viel Arbeit und Geld in den verwahrlosten Teil des unter Denkmalschutz stehenden Baus von 1815. „Die Feuchtigkeit, die aus dem Zimmer eindrang, gefährdete den teilweise 150 Jahre alten Bestand der Bibliothek“, erklärt Schulleiter Rolf Neumann. In Döpper, der selber Kinder auf dem Gymnasium hatte, fand er einen Helfer. In Zusammenarbeit mit der Schulverwaltung wurde das 160 000 Euro teure Projekt realisiert. Amtsleiter Rainer Hendrichs betont, dass sei nur mit fremder Hilfe möglich: „Das ist nicht aus der normalen Bauunterhaltung zu finanzieren.“ Döpper sah bei den Arbeiten, „dass der poröse Stein von außen viel Feuchtigkeit hineinlässt“. Das Dach des Turmzimmers musste bis auf den Beton abgetragen werden „Insgesamt wurden 30 000 Kilogramm Schutt weggebracht“, sagt Neumann. Nicht nur, dass die immer wieder eindringende Feuchtigkeit die Arbeiten um eineinhalb Jahre zurückgeworfen hat – der neue Holzaufbau des Daches fing im Jahr 2006 bei Schweißarbeiten Feuer. Trotz solcher Rückschläge ist das Zimmer nun mit Elektrik, neuen Fenstern und Inventar ausgestattet, womit es eigentlich zum Einsatz bereit wäre. Eigentlich, weil die Prüfung der Feuerwehr ergab, dass ein Fluchtweg fehlt. Bau−Experte Döpper war schon bei den Arbeiten bewusst, dass das Thema problematisch wird: „Es war klar, dass es nicht als Klassenzimmer dienen kann.“ Eine Feuerwehrleiter erreicht wegen des Schulvordachs nicht das Zimmer. Deshalb können sich derzeit nur bis zu 15 Personen auf 100 Quadratmetern aufhalten. „Aber damit die Schule uneingeschränkt den Raum nutzen kann, muss seitens der Verwaltung über eine Lösung nachgedacht werden“, fügt Schulleiter Neumann hinzu. Er stellt sich vor, dass Streicher den Raum mit Musik füllen. Zur Einweihung des hoch gelegenen Raumes musizieren einige Schüler. Schulleiter Neumann hofft, ihn bald häufiger nutzen zu können.