Krefeld. Gelungener Abschluss einer fast 20-jährigen Tradition: Beim letzten Moltke-Forum unter der Ägide Wolfgang van Randenborghs sprach Hans Ulrich Gumbrecht über die „Prosa der Welt“. Untertitel: „Die Aufklärung, die wir jetzt brauchen – Über Diderot, Goya, Lichtenberg und Mozart“.
„Der heutige Abend kommt mir vor wie der Abschluss der deutschen Gymnasial-Tradition.“ (Hans Ulrich Gumbrecht, Literaturwissenschaftler)
Gumbrecht, geboren 1948, ist vergleichender Literaturwissenschaftler an der kalifornischen Uni Stanford. Er studierte in München und Salamanca und lehrte in den 80er Jahren an der Ruhr-Uni Bochum. „Der heutige Abend kommt mir vor wie der Abschluss der deutschen Gymnasial-Tradition“, sagte er.
Sein Eindruck kommt nicht von ungefähr. Van Randenborgh ist es gelungen, seit 1995 Geistesgrößen aus allen Bereichen in die Aula oder das provisorische zeitweilige Treppenforum zu holen. Gumbrecht gehört zu den wenigen, die ein zweites Mal kamen. Mit seinem anspruchsvollen Diskurs forderte er die Zuhörer enorm heraus. Wer es genauer wissen möchte, kann im kommenden Jahr das Buch zum Thema erwerben.
Das Drumherum war an diesem Abend von besonderer Bedeutung: Wolfgang van Randenborgh dankte den Schülern für ihre Mitarbeit. Das Moltke-Forum geht in dieser Form nach 77 Veranstaltungen zu Ende, da van Randenborgh in Pension geht (die WZ berichtete).
Das Gymnasium hat jedoch eine Nachfolge gefunden: „Unter anderem Namen und mit anderem Konzept wird die Veranstaltungsreihe fortgesetzt“, sagt der ebenfalls scheidende Direktor Rolf Neumann. Sein Nachfolger Jürgen Rademacher werde sich stärker auf die Interessen der Gymnasiasten ausrichten. Auftakt ist am 22. Oktober mit einem pädagogischen Thema.
- Gast: Hans Ulrich Gumbrecht verzichtete auf sein Honorar: „Das ist in Amerika selbstverständlich.“
- Inhalt: Er brillierte mit Gedanken, Assoziationen und Vergleichen, schlug einen großen Bogen von den Vorstellungen der Aufklärung zu unserer Gegenwart. Diderot, Goya, Lichtenberg und Mozart hebt er aus dem Kanon hervor.
Neumann war beim ersten Forum noch stellvertretender Schulleiter. Damals war noch nicht klar, dass aus der Idee eine Tradition mit Inhalt würde. Neumann bedankte sich bei seinem Kollegen und Freund – und van Randenborgh war sichtlich gerührt. Die Zuhörer beendeten die Ära mit Standing Ovations für das Moltke-Forum.