Eigentlich wollte sie nicht, dass dieser Text erscheint, Miray Türker ist bescheiden; den großen Auftritt liebt sie nicht. Moltke-Direktor Udo Rademacher musste seine Schülerin also überreden, von ihrem Erfolg zu berichten. Miray Türker ist die neue "Start-Stipendiatin" - das Förderprogramm für Schüler mit Migrationshintergrund soll helfen bei der persönlichen und schulischen Entwicklung.
Die Krefelder Moltke-Schülerin, Notenschnitt 1,4, - man ahnt es - würde ihren Weg wohl auch ohne diese neue Unterstützung machen. "Aber dieses Stipendium ist etwas ganz besonderes. Man lernt viele andere interessante Menschen kennen. Und jeder ist irgendwie wie Du, jeder hat Migrationsgeschichte." Herzchirurgin will die 13-Jährige irgendwann einmal werden. Sie weiß, dass es bis dahin noch ein langer schulischer Weg ist.
Die Start-Stiftung ist ein Projekt der gemeinnützigen Hertie-Stiftung. 43 Schüler mit Migrationshintergrund sind von NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann und NRW-Integrationsminister Guntram Schneider vor wenigen Tagen als neue Start-Stipendiaten begrüßt worden. Voraussetzungen für ihre Aufnahme waren gesellschaftliches Engagement und gute Noten. Auf ihrem Weg zum Abitur oder Fachabitur begleitet sie nun Start.
Miray Türker ist die erste Schülerin vom Gymnasium am Moltkeplatz und die einzige Krefelderin dieses Jahr, die die besondere Förderung erhält. Im Einzugsbereich der Schule, den Stadtteilen Bockum und Bismarckviertel, leben viele wohlhabende Familien. Der Anteil der Schüler mit Migrationshintergrund am Moltke liegt bei 20 Prozent - weit geringer als an anderen Schulen, weiß Schulleiter Udo Radermacher zu berichten. Für ihn ist deshalb die Ehrung für Miray Türker etwas Besonderes. Lehrer Christof Ginzel hatte seiner Schülerin empfohlen, sich für das Programm zu bewerben.
Die 13-Jährige wurde in Krefeld am Schillerplatz groß, besuchte die Grundschule am Bismarckplatz. Ihr Vater ist Unternehmer, die Mutter Erzieherin, beide kommen aus der Türkei. Doch irgendwie, so sagt Miray Türker, ticke sie in vielen Dingen eigentlich deutsch.
Das liegt wohl an der engen Beziehung, die sie schon früh zu einer deutschen Nachbarin hatte. "Meine Eltern sind alleine aus der Türkei hierher gekommen, wir kannten niemanden. Also haben wir eine Freundschaft zu ihr aufgebaut", sagt Miray. Maria Vogt heißt die Frau, ist Lehrerin an der Grundschule Buscher Holzweg in Traar. "Wir Kinder nennen sie Patentante, sie ist wie eine gute Freundin für mich. Sie hat uns früh auch mit deutschen Bräuchen vertraut gemacht." So kommt es, dass die Muslima ("Ich bin aber nicht gläubig") mit ihrer Familie auch das Weihnachtsfest feiert. Miray wiederum hat Maria Vogt auch Teile der türkischen Kultur beigebracht.
Schulministerin Sylvia Löhrmann sagte bei der Verleihung der Start- Aufnahmeurkunden im Düsseldorfer Tanzhaus NRW: "Nicht die Herkunft, sondern ihre Leistungsbereitschaft und ihr persönlicher Einsatz sollen das Kriterium dafür sein, dass junge Menschen erfolgreiche Bildungsbiographien schreiben können." Als "Vorbilder, die anderen Mut machen" bezeichnete sie die Start-Stipendiaten. Miray ist so ein Vorbild. Auch Schulleiter Udo Rademacher setzt auf diesen Effekt: "Das Programm ist eine Möglichkeit, Schülern mit Migrationshintergrund Perspektiven zu geben und ihnen Akzeptanz zu vermitteln."
Miray Türker, Lieblingsfächer: Englisch und Biologie, ist begeistert von den ersten Schritten, die sie im Start-Programm gemacht hat. Unlängst habe sie ein tolles Seminar zu Rede, Präsentation und Sprache besucht. Start helfe ihr auch mit Sachmitteln - so haben alle Stipendiaten einen Laptop und einen Drucker erhalten. All das bereite sie auf das erste Etappenziel Abitur vor. "Start gibt uns die Möglichkeit, uns selbst weiterzubilden. Ich habe es außerdem noch nie erlebt, dass man so schnell in einer Gruppe aufgenommen wird."
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