Krefeld Bei einer Feierstunde in der Aula der traditionsreichen Schule sprach unter anderem NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer.
Mit einem großen Festakt hat das Gymnasium am Moltkeplatz ein Jubiläum gefeiert, das selten ist. NRW-Bildungsministerin Yvonne Gebauer (FDP) war eigens angereist, um das 200-jährige Bestehen des ältesten Krefelder Gymnasiums mit vielen weiteren Ehrengästen, Schüler-, Eltern- und Lehrervertretern zu begehen. Die Grußworte in der voll besetzten Aula des schlossähnlichen Schulgebäudes, in das die am 1. Oktober 1819 mit Hilfe einer Stiftung von Adam Wilhelm Scheuten gegründete Bildungseinrichtung im Jahr 1915 umzog, befassten sich naturgemäß in weiten Teilen mit der langen und reichen Historie des Gymnasiums, enthielten aber auch einen Ausblick auf die Zukunft.
Nach einer beeindruckenden, geschickt gewählten, weil sehr emotionalen musikalischen Eröffnung durch das Kammerorchester des Gymnasiums mit „„Pomp and Circumstance“ und einem Grußwort des stellvertretenden Schulleiters Thomas Zöllner sprach die Ministerin ihre Glückwünsche für das große Jubiläum aus. „Es ist bereits von außen eine sehr imposante, sehr eindrucksvolle Schule, die hinter diesen Mauern über eine reichhaltige Historie verfügt“, sagte Gebauer. Sie blickte zurück auf die Gründungszeit durch eine rein private Initiative und stellte den historischen Kontext dieser Zeit dar: Kurz zuvor erst war das Rheinland nach Ende der französischen Besatzung unter Napoleon preußisch geworden.
In eine ähnliche Kerbe schlug auch Krefelds Oberbürgermeister Frank Meyer, der zunächst die Dimension des Jubiläums hervorhob. „Ich kann mich nicht erinnern, dass ich ein solches Jubiläum über alle Organisationen und Institutionen schon hatte. 200 Jahre sind schon eine beeindruckende Zahl“, sagte er. Und ließ Lokalkolorit durchblicken: „Ich habe viele Jahre gebraucht, bis ich verstanden habe, dass die Schule nicht nach der Person Moltke, sondern nach dem Platz benannt ist, an dem sie steht. Ich glaube, in Krefeld sagt auch außerhalb offizieller Anlässe niemand ‚am Moltkeplatz’. Es sagt wirklich jeder nur ‚das Moltke’“, sagte Meyer.
Das Moltke sei ein Ort der Toleranz, und das sei schon in seinen Wurzeln begründet, so Meyer weiter. Denn schon zur Gründung habe Scheuten ausdrücklich festgelegt, dass Schüler jedes Glaubens Zugang zu der Schule erhalten sollte. Großen Applaus erntete Meyer mit seiner Anmerkung, dass im kommenden Jahr 1,5 Millionen Euro in die Sanierung der Schule mit Fluren, sanitären Einrichtungen und Umkleiden gesteckt werde, er sich aber auch wünsche, dass bis zum Stadtjubiläum 2023 auch der Vorplatz erneuert werde. Er war früher mit einem Brunnen versehen und mit Granitbänken gerahmt. Die Stadt wolle helfen, die Schule in eine Position zu bringen, in der sie den Anforderungen der kommenden 200 Jahre gerecht werde.
Hier erhielt er auch Zustimmung von Stefan Holtschneider. Der Dezernent der Bezirksregierung verwies darauf, dass Schule auch maßgeblich für die Ausprägung von Intelligenz sei. „Nach neuesten Forschungen machen die Gene hier 50 Prozent aus. 25 Prozent kommen vom Elternhaus, 20 von der Schule. Dazu braucht es ein reichhaltiges und forderndes Angebot, das hier gegeben ist“, sagte er und verwies exemplarisch auf die Musiker des Orchesters und des Chores.
Neben Vertretern der Eltern und Lehrer und einem Beitrag der „Poetry-Slam-Gruppe“ der Schule um den Krefelder Slammer Johannes Floehr sprach auch Schulleiter Udo Rademacher. Er richtete seinen Blick vor allem in die Zukunft, schaute aber auch in die Vergangenheit. Das Beharren auf Tradition und ihrer Werte sei, so sagte er, kein Widerspruch zu Weltoffenheit und Zukunftsgewandtheit. Hier zitierte er den ehemaligen US-Präsidenten und Friedensnobelpreisträger Jimmy Carter, der gesagt habe: „Wir müssen uns an sich wandelnde Zeiten anpassen, dabei aber an unseren Prinzipien festhalten.“ Genau das sei auch die Rolle des Gymnasiums am Moltkeplatz. Die Entwicklung der Schule sei beeindruckend und nur durch die Arbeit seiner vielen Vorgänger und ihrer jeweiligen Lehrkörper möglich gewesen.
Seine Schule sei für diesen Wandel gut aufgestellt, befand Rademacher. Dass dies so bleibt, dazu will auch die Stadt mit ihren Investitionen beitragen. „Wir glauben fest an die Kraft der Schulen im wilden Krähenfeld“, fasste Meyer dies unter Anspielung auf eine Inschrift in der Alten Kirche aus dem Jahr 1747 zusammen, in der die Bedeutung von Schulen für ein Gemeinwesen betont wird. Übrigens auch hinsichtlich Partys. „Die Oberstufenpartys hier waren schon zu meiner Zeit die besten“, sagte er unter dem Jubel der Zuhörer und fügte augenzwinkernd hinzu: „Ich hoffe, dass der Sanierungsbedarf nach der Party am Freitag nicht steigt.“
Ganze Woche im Zeichen der 200-Jahr-Feier
Der Festakt am Dienstagmorgen war nur ein Teil der Feierlichkeiten. Am Nachmittag wurden die Ergebnisse der drei Projekttage bei einem Schulfest vorgestellt. Für viele Schüler dürfte dann der Höhepunkt am Freitagabend folgen, wenn ab 19 Uhr die Moltke-Schulgemeinschaft bei der großen Moltke-Schulparty den 200.Geburtstag feiert.