Wieder einmal sind fünf Jahre vergangen: zehn Ehemalige des Abschlussjahrgangs 1965 trafen sich aus Anlass ihres 55. Abiturjubiläums. Es oblag dem Verfasser dieses Textes, den Tagesablauf zu organisieren.
Wir versammelten uns am 14. Februar 2020 vormittags – verstärkt durch einige unserer Damen – in der Fußgängerzone Neusser Straße dort, wo sich Stadtbad und Brauhaus Wienges seit Ende des 19. Jahrhunderts ihr Stelldichein geben, und ließen uns erst einmal am Konferenztisch des Vereins „Freischwimmer e. V.“ nieder.
Nach Gedenken der Verstorbenen und einigen Anmerkungen des Organisators über Krefelds Traditionen und unsere Schule im Wandel der Zeit übernahm Rainer Scharl – Sohn unseres Sportlehrers Erich Scharl – die Führung durch die einst prächtigste Badeanstalt des Deutschen Reiches, eröffnet 1890. Der sachkundige Stadtbaderklärer bot uns einen höchst interessanten Rundgang, und hie und da ließen noch erhaltene Jugendstilelemente den Charme der Vergangenheit aufblitzen.
Die nächste Anlaufstelle war das Brauhaus, das zur Bauzeit des Bades bereits in voller Blüte stand, nicht zuletzt weil die Betuchteren wegen der durchweg mangelhaften Trinkwasserqualität gern dort für die Deckung ihres Flüssigkeitsbedarfs sorgten. Auch wir genossen das Angebot an flüssiger und fester Kost und hatten Zeit für angeregte Unterhaltungen.
Am Nachmittag wurden wir von Dieter Brenner, dem Sprecher des Hauses der Seidenkultur, aus dem Brauhaus abgeholt. Vorbereitend waren wir schon zu einem Seidensüppchen (köstlich!) eingeladen worden. Er führte uns über die „ kleine Seidenstraße“ (Südwall mit Puppenbrunnnen und Meister Ponzelar) in die ehemalige Paramentenweberei Hubert Gotzes, in der einst aus chinesischen und italienischen Seidengarnen Stoffe für Priestergewänder auf Jacquard-Webstühlen gefertigt wurden. Wir erhielten eine interessante Rückschau in die Krefelder Industriekultur vergangener Jahrhunderte.
Zum Abschluss des nicht ganz unanstrengenden Tages kehrten wir beim Italiener ein und verlebten dort einen fröhlichen und harmonischen Abend. Als wir uns gegen Mitternacht trennten, waren wir uns einig: bis zum nächste Treffen wollen wir nicht nochmal fünf Jahre warten!
Immo Jordan