Selten war ein MoltkeForum so gut besucht wie am 29.11.2016. Vor 200 Gästen, darunter zahlreichen Schülerinnen und Schüler der Sozialwissenschaftskurse der Oberstufe, entwickelte der renommierte und aus zahlreichen Talkshows bekannte Parteienforscher und Politikwissenschaftler Prof. Jürgen Falter beeindruckende Perspektiven für Deutschland im Wahljahr 2017. Der Abend stand unter dem direkten Eindruck der Wahlen in den USA und den zunehmenden Erfahrungen mit extremistischen politischen Positionen in Deutschland speziell, aber auch in Europa im Allgemeinen. Herr Prof. Falter verstand es, das hochkomplexe politische Geschehen fassbar zu machen und zugleich aktuelle strukturpolitische Problemstellungen anschaulich zu illustrieren. Hervorzuheben sind in diesem Zusammenhang beispielsweise seine Ausführungen zu dem Phänomen, dass die Zunahme an politischen Parteien und der sich daraus ergebende zunehmende Zwang zur Koalitionsbildung zugleich notwendigerweise zu einem Rückgang der Umsetzbarkeit politischer Positionen führen. Von hier aus ergaben sich interessante Perspektiverweiterungen z.B. auf das Problem der Politikverdrossenheit und die große Gruppe der „enttäuschten“ Wähler, aber auch allgemein auf die politische Handlungsfähigkeit von Regierungskoalitionen.

Wir danken Herrn Prof. Falter sehr, dass er den Weg zu uns ins „Moltke“ gefunden hat – gerade für uns in Nordrhein-Westfalen, die wir auch gespannt auf die Landtagswahl im Mai schauen, war dieser Abend, wie die engagierte Diskussion im Anschluss an seinen Vortrag zeigte, in hohem Maße anregend. Und sollte es so kommen, wie es die Wochenzeitschrift „Die Zeit“ in der Formulierung „Deutschland könnte das dramatischste Wahljahr seiner Geschichte erleben“ am 12. Januar 2017 zum Ausdruck brachte, werden die Besucher des 82. MoltkeForums dank Herrn Prof. Falter diese Ergebnisse differenziert betrachten und interpretieren können.  

 

 Dr. Udo Rademacher