Als 62. Gast „unseres“ MOLTKE-FORUMS gab sich am 22.3.2011 Prof. Heinz Bude, Makrosoziologe an der Uni Kassel ein Stelldichein. Er referierte in einem knapp einstündigen, frei vorgetragenen, instruktiven und exzellent nachvollziehbaren Vortrag über die Gründe und die Auswirkungen der Spaltung der deutschen Gesellschaft sowie die Möglichkeiten ihrer Eindämmung. Die bundesrepublikanische Gesellschaft verzeichne seit einigen Jahren einen „Strukturbruch“; so gehe es ca. 80% der Bevölkerung besser, aber ca. 10 – 20% gehe es sozial ersichtlich schlechter. Dafür führte der renommierte Soziologe vier Gründe an: Da sei zum einen die Veränderung der funktionalen Arbeitsteilung, zum zweiten das `Splitting` zwischen der größeren Anzahl der Migrationsgewinner und der der -verlierer, zum dritten die Veränderung des Wohlfahrtsstaates und als viertes die Veränderung der Geschlechtsrollen, sodass es eine Gruppe von ca. 1,5 Millionen Menschen gebe, die nicht oder kaum mehr in ein Arbeitsverhältnis vermittelbar sei. Eine Absage erteilte er dem Modethema `Bildung`, das völlig überstrapaziert werde; mit ihm lasse sich die soziale Spaltung nicht verhindern. Bude gab freimütig zu, dass er kein Patentrezept zur Lösung der sozialen Frage habe. Zwei Szenarien stellte er in den Raum: Da sei zum einen die unbestreitbare Tatsache, dass, sollte sich der Standard der Mehrheitsklasse weiter verbessern, kein Weg an einer ungleicher werdenden Gesellschaft vorbeiführe. Andererseits müsse sich eine Gesellschaft wie die unsrige aber auch fragen, wie sie ein „einfaches, würdiges Leben“ definiere. Daraus müssten sich dann Überlegungen ergeben, wie den ca. 7 bis 10% „sozialer Ausschluss“ geholfen werden könne. Lang anhaltender Applaus der knapp 100 Besucher nicht allein für den Vortragenden, sondern auch für die zwei Abiturientinnen, Johanna S. und Anja N., die zwei Jahre aufopfernd, aber stoisch die Eintrittskasse verwaltet hatten: Gratulation!

Wolfgang van Randenborgh